Intel streicht seine mobilen SoCs SoFIA und Broxton

artikel_intelIntel ist erfolgsverwöhnt: Der Hersteller dominiert im Markt für PC- und Notebook-Prozessoren. In jenen Märkten hat man mit AMD nur einen einzigen, mittlerweile strauchelnden, Rivalen. Anders sieht es jedoch im Segment für mobile Endgeräte aus: Intel wagte zu spät den Einstieg, als ARM und dessen Partner bereits ein Ökosystem entwickelt hatten, gegen das Intel bis zuletzt nie ankam. Da half es auch nichts, dass Intel jahrelang Millionen in die Entwicklung und Vermarktung pumpte. Zuletzt schienen selbst altgediente Partner wie Asus sich von Intel abzuwenden und nun ist es offiziell: Intel hat seine geplanten Mobile-SoCs SoFIA und Broxton ersatzlos gestrichen.

Effektiv gesehen steigt Intel damit aus dem Markt für SoCs für Smartphones und Tablets aus. Ob es langfristig dabei bleibt, ist zwar offen, in nächster Zeit wird der Hersteller sich aber nicht mehr mit Chips für mobile Endgeräte beschäftigen. Stattdessen will Intel den Fokus unter anderem auf 5G LTE bzw. entsprechende Modems legen. Außerdem entlässt man 11 % seiner Mitarbeiter bis Mitte des Jahres, um dem wachsendem Druck am Markt gerecht zu werden. Das entspricht in etwa 12.000 Stellen, wie Caschy bereits bloggte. Intel muss nun eine neue Strategie für seine Atom-Prozessoren finden, da SoFIA und Broxton keine Rolle mehr spielen.

intel sofia broxton

Während angesichts des mäßigen Erfolgs wenig überraschend ist, dass Intel sich im Grunde nun aus dem Markt für Mobile-SoCs verabschiedet, kommt der Zeitpunkt unerwartet. Schließlich war der anvisierte Release von Broxton und neuen SoFIA-Chips nicht mehr weit entfernt. Konkret gestrichen sind nun jedenfalls Broxton für Smartphones und Tablets sowie SoFIA 3GX, SoFIA LTE und SoFIA LTE2. Speziell die SoFIA-Strategie war ohnehin ungewöhnlich für Intel, da man mit chinesischen Herstellern wie RockChip und Spreadtrum kooperierte, um günstige SoCs für Einstiegs-Smartphones parat zu haben. Wer Intels sonstige Taktik kennt, der weiß, dass dies sehr weit von der üblichen Vorgehensweise des Konzerns entfernt ist, der es normalerweise auf hohe Gewinnmargen anlegt.

Intel musste erkennen, dass dies durch den Konkurrenzdruck im Smartphone-Markt aber nicht funktionierte. Wie sieht nun die Zukunft aus? Intel hat zwar SoFIA und Broxton offiziell eingestampft, könnte aber natürlich langfristig dennoch wieder SoCs für mobile Endgeräte entwickeln – mit einer anderen Strategie. Vorerst scheint es das aber gewesen zu sein.

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3 Kommentare

  1. Alexander Radom says:

    Ich frag mich jetzt mit was für ner cpu die low budget windows tablet’s bestückt werden sollen… :/

  2. Beeindruckend zu sehen, dass die alten erfolgsverwöhnten Größen der Branche wie Microsoft und Intel (zusammen ja ein eingespieltes Gespann) nun schon seit Jahren nicht nur meilenweit davon entfernt sind, einen neuen Markt zu dominieren, sondern vielmehr immer mehr ins Straucheln kommen.

    Die beiden werden in den Folgejahren noch um einiges zurecht gestutzt werden.

  3. @Mike
    Die Zeit von WinTel ist zwar so gut wie vorbei. Aber Microsoft hat sich in den letzten Jahren schon ganz gut neu aufgestellt. Von Windows Mobile und Windows Phone mal abgesehen mit denen man über Jahre nur versagt hat, ständig die Richtung gewechselt und somit Marktanteile und Entwickler verloren hat. Als es dann halbwegs gut wurde war der Zug abgefahren.

    Der Schritt von Intel hat andere Gründe. Sie haben langsam eingesehen dass sie nicht in den Premium-Bereich für mobile SoCs kommen. Solange Intel massiv Dollars reingepumpt hat und SoCs als Verlustgeschäft behandelt hat ging das gut. Aber warum soll ein Smartphone-Hersteller bei Intel kaufen wenn er viel billigere ARM SoCs bekommen kann oder sogar selbst das Referenzdesign von ARM skalieren und implementieren kann?
    Nicht mal Windows Phone würde sich für Intel lohnen. Apple hat im letzten Jahr mehr Uhren verkauft als Microsoft Smartphones.

    Intel hat kein Interesse an kleinen Margen. Sie haben eingesehen dass sie nach dem Hyperwachstum der letzten Jahre jetzt erst recht keinen Fuß mehr in die Tür kriegen. Der Premium-Markt und wo das Geld gemacht wird ist komplett in der Hand von wenigen. Das Gros der Hersteller kommt über den Preis in den Markt und macht kaum Profit.
    Wenn Intel wollte könnten sie einen top Smartphone SoC auf der Basis der Core-Chips bauen. Den müssten sie aber mit weniger Profit verkaufen um mit Samsung, Qualcomm oder Kirin zu konkurrieren. Das hätte aber Auswirkungen auf Preise für Desktop-Chips und das wäre das Letzte was sie wollen.

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