Gmail mit eigener Domain nutzen – ohne Google Apps

Vielleicht erinnert ihr euch noch an die tolle Zeit als man die Google Apps mit der eigenen Domain nutzen konnte. Das war schon klasse. Ich selber habe das auch benutzt und entsprechend hier im Blog Anleitungen geschrieben. Es war halt für Google-Nutzer mit Gmail-Affinität eine feine Sache. So konnte sich zum Beispiel auch eine kleine Firma flott eine vernünftige Mail-Adresse unter gewohnter Gmail-Haube fertig machen, ohne dass man auf dem Auto einen Aufkleber „ihr_fliesenleger_musterstadt@gmail.com“ haben musste.

Nicht lachen, diese GMX und Co-nutzenden Firmen fahren immer noch rum. Die Nutzung einer solchen Mail muss nichts mit der Professionalität der Firma als solches zu tun haben – doch wird man ihr vielleicht diese aufgrund der genutzten Mail-Adresse absprechen.

Lange Geschichte kurzer Sinn: Kostenlos Google Apps für die eigene Domain ist Geschichte. Eine reine Domain mit Mail-Anschluss und ohne Webseite ist für Peanuts mittlerweile zu haben.

Wer dennoch nackte Domains hat und vielleicht mal wieder ein bisschen rumspielen möchte, der kann sich ja das anschauen, was ich mir in den letzten Tagen angeschaut habe. Ich habe ein paar ungenutzte Domains ohne Speicher und Mail-Gelumpe und würde das wohl auch nie nutzen, da ich Gmail-Nutzer bin.

Ich mag die Apps, die Oberfläche und die Verwaltung. Gibt für mich nichts besseres. Hilft mir aber nichts bei meinen Domains. MeinName@caschys.blog (die Domain habe ich) ist nicht möglich mit Gmail, so wie es das damals bei Google Apps für die eigene Domain gab. Oder doch?

Ich will hier keine Monster-Anleitung schreiben oder die absolute Nützlichkeit unterstellen, aber vielleicht ist es für den einen oder anderen hilfreich, der mehrere Mail-Adressen seiner Domain braucht, sofern diese kein Mail-Paket beim Hoster oder Anbieter (Schlund etc.).

Was ihr braucht: Eine Domain. Einen Gmail-Account. Etwas Zeit und wirklich nur ein bisschen Ahnung.

Was ihr danach habt: Beliebige @DeineDomain-Adressen, die auf Gmail, Outlook und Co genutzt werden können.

Vorbereitende Schritte: Ihr benötigt einen Account bei Mailgun. Dieses eigentlich für Entwickler konzipierte Angebot gehört zu Rackspace, einem US-Anbieter. Zu den Kunden zählen beispielsweise GitHub, Vodafone und Mazda. Machen Cloud und Server.

Legt euch da einen Account mit der Gmail-Adresse an, die ihr für eure Domain nutzen wollt, wo die Mails quasi landen. Ihr müsst zur Account-Verifizierung eure Telefonnummer hinterlegen, aber keine Zahlungsdaten. Sollte auf eurer Nummer kein Verifizierungscode ankommen, so mailt den Support an, dann wird von Hand freigeschaltet. War bei mir der Fall, ging ratz fatz.

Sobald euer Account roger ist, habt ihr im Dashboard die Option, eine Domain zu hinterlegen. Logo, da muss eure Domain hinterlegt werden, die ihr nutzen wollt. In meinem Fall caschys.blog. Nun kommt das Spannende, denn ihr müsst dort, wo eure Domain registriert ist, ein paar Daten ändern.

Hier kann ich euch schlecht Screenshots liefern, denn das sieht bei jedem anders aus. Wer bei 1&1 eine nackte Domain hat, der sieht was anderes als der, der bei Schlund ist. Fakt dürfte sein: Wer so Domains registriert, sollte nun wissen, wo was einzustellen ist. Nach dem Hinzufügen einer Domain zeigt euch Mailgun etwas an.

Nämlich die Hostnamen und Werte in Sachen DNS für das Senden von E-Mails. Hierbei handelt es sich um die TXT / MX Records nebst Priority. Einfach das eingeben, was bei Mailgun zu sehen ist – und wenn a Ende alles stimmt, gibt es das grüne Häkchen bei Mailgun.

Sieht im Falle einer 1&1 gehosteten Domain so aus:

Denkt auch an die Subdomain email.DeineDomain, diese solltet ihr auch anlegen und als CNAME den Alias mailgun.org hinterlegen. Ist alles richtig eingetragen, die Häkchen grün und der Status aktiv, so kann es weitergehen.

Nun müssen wir eine Route anlegen. Eine Route ist ein Mailweg. Ihr könnt sagen, dass jegliche Mail an *@eureDomain.de bei euch aufläuft – oder eben der Match Recipient. Der Match Recipient ist eine genaue Mailadresse, die ihr nutzen wollt. Hier könnt ihr kreativ sein. Bei mir ist es testweise kontakt@caschys.blog. Da habe ich dann die Action forward, also weiterleiten, an meine normale Adresse. Ihr könnt da Mailadressen an eure Gmail-Adresse weiterleiten lassen, wie ihr lustig seid.

Wichtig zu wissen an dieser Stelle: Das funktioniert bis hier hin erst einmal nur der Empfang. Sendet euch selbst eine Mail an eure neue Adresse, wenn ihr die Route angelegt habt. Wichtig: Sendet NICHT von eurem Gmail-Account, auf dem die Mail später ankommt. Das klappt nicht. Muss eine andere Adresse sein. Die Mail kommt an? Herzlichen Glückwunsch.

Du willst anderen aus der Familie oder Firma eine Weiterleitung ermöglichen? Die kannst du nicht einfach eintragen. In den Account-Einstellungen bei Mailgun findest du Authorized Recipients. Hier die Mail des gewünschten Mitglieds eingeben. Dieses bekommt eine Abfrage, welche bestätigt werden muss. Erst dann funktioniert die Route auch.

So. Empfangen geht also.

Was mit Senden ist? Geht auch. Auch über Gmail. Sodass Mails beim Empfänger nicht mit eurem Absender @gmail.com ankommen – sondern @eureDomain.tld. Hierfür muss man in die Einstellungen von Gmail, Punkt Konten und Import, Abteilung „senden als“.

Hier richtet man ein neues Konto ein. SMTP ist smtp.mailgun.org, alle anderen Einstellungen können so bleiben. Ihr braucht nur die Mail-Adresse (die eurer Domain) eingeben und das SMTP-Passwort. Das bekommt ihr bei Mailgun unter: Domains > Eure Domain > Manage SMTP credentials.

Hinter diesem Punkt lässt sich für jede Mail-Adresse ein SMTP-Password vergeben. Dieses gibt man dann bei Google ein. Zum Abschließen der Aktion schickt Google einen Code an euch (Domain-Mail), die aufgrund der Weiterleitung bei euch in Gmail landet. Diesen Code in das Abfragefeld bei der Google´schen Einrichtung eingeben, fertig.

So. Und so kannst du Mail über deine eigene Domain via Gmail senden und empfangen. Ob es einen Haken gibt? Ja. Mailgun erlaubt in der kostenlosen Version 10.000 E-Mails im Monat nebst Logs für 2 Tage. Des Weiteren testet mal ein bisschen mit Freunden rum, nicht dass über Gmail gesendete Mails bei denen im Spam landen – das kann unter Umständen leider passieren, wenn Accounts delegiert sind oder irgendwo Mailgun auf der Blacklist steht. Seht das Ganze vielleicht erst einmal als nette Sache zum Spielen und probiert das für euch aus.

Hinweis: Ich würde niemandem empfehlen, dieses Konstrukt produktiv zu nutzen, stattdessen sollte man vielleicht günstig die Mail-Angebote des Anbieters nutzen – oder eben doch Google Apps. Kostet nicht die Welt, ist einfacher zu konfigurieren und man hat keine Zwischeninstanz dazwischen, die Fehler verursachen kann.

Falls euch das hier Geschriebene nicht reicht:

Using Gmail With a Custom Domain

Forwarding mail to your Gmail account with Mailgun

Hacking Gmail to use custom domains for free

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

48 Kommentare

  1. Herr Hauser says:

    Man sieht oft Firmenfahrzeuge die zwar eine eigene Domain für ihre Internetseite haben, nutzen aber z.B. eine Mailadresse von T-Online. Ich frage mich dann immer, warum?

  2. Für frühere Nutzer gibt es das ja noch.

    Zumindest benutze ich es (und meine Familie) so ^^

  3. Ich hab es so gemacht: Normales Postfach bei meinem Anbieter angelegt. Dort den Spamfilter „missbraucht“: E-Mail weiterleiten (an xx@gmail.com) und dann direkt löschen. Bei Gmail habe ich dann ab „Senden-Teil“ hier alles gleich gemacht. Weniger Aufwand und doch das gleiche Ergebnis, oder?

  4. Man könnte sich die Domain auch kostenlos und direkt bei zoho.com einrichten. Das wäre dann auch für den produktiven Einsatz eine Möglichkeit.

  5. Genial, genau das brauche ich! Mein Email-Anbieter hat vor ein paar Monaten die Infrastruktur umgebaut. Seither kriege ich sehr viele Spams und teilweise habe ich Probleme beim Senden. Wie filterst Du Spams raus?

  6. Ich hab nachwievor einen alten kostenlosen GoogleApps Account. Sollten Sie den irgendwann streichen, werde ich dafür zahlen. Dafür funktioniert es einfach super.

  7. Wieso ist Gmail Apps und eigene Domain Geschichte? Ich habe das damals nach deiner Anleitung eingerichtet und nutze das heute noch einwandfrei. Oder muss ich mich auf was gefasst machen?

  8. Ich habe auch einfach eine Weiterleitung bei meinem Domainanbieter auf die Gmail-Adresse eingerichtet + die Senden-Als-Funktion bei Gmail auf den SMTP-Server meiner Domain. Spam filtert Gmail ganz hervorragend aus

  9. Unsinniges Unterfangen. Meine Strato-Domain habe ich direkt bei Gmail im MX Record eingetragen. Ich versende und empfange nun direkt mit Gmail unter meiner Domain-Mailadresse. Ohne Umleitung- und Alias-Gedöns.

    Klar, das geht nur mit kostenpflichtigen Account. Aber der ist werbefrei, riesig und per Exchange Active Sync nutzbar. Endlich wieder sofort eintreffende Mails am Smartphone. Das ist mir die 3€ im Monat wert.

  10. Also ich kann mir kaum vorstellen, das jemand über alle diese Hürden springt bloß um mail von seinem Gmail Account zu verschicken. Es ist doch zigfach einfacher einfach die Domain direkt zu nutzen. Das geht Ratz Fatz ohne son Zeugs ^^

  11. Natürlich geht es einfach. Man kann einfach ein Postfach in Gmail einbinden und alles ist nach 2 min erledigt. Aber wenn man richtig liest, kann man sehen, dass es um domain-only geht und da kann man eben nicht einfach das Postfach einbinden. Er schreibt zudem ja extra, dass es auch nicht um GSuite geht.

    Was für domain-only eine Lösung wäre: Auf den eigenen Webspace-Provider routen und dort ein Postfach anlegen. Das dann einbinden.

  12. Blöd gefragt: Eigentlich ist das doch nur Weiterleiten auf die Gmail-Adresse und senden über den Provider-SMTP-Server. Wäre es da nicht sinnvoller den Weg über Mailgun einzusparen?
    Ich nutze das schon ähnlich länger produktiv: info@ leitet zu gmail um und versendet werden die Mails über den Mailserver vom Registrar.

  13. Diese ganzen @t-online.de oder gar @aol.com Adressen bei Firmen hinterlassen bei mir ebenfalls direkt einen ganz massiv negativen Eindruck. Für mich ist die Firma gedanklich dann schon in der Schublade „kleine Hinterhofklitsche“, auch wenn ich damit sicher schon der einen oder anderen Firma gedanklich Unrecht getan habe.

  14. Also bei mir läuft es aktuell so:
    Email bei Gmail über „Nachrichten von anderen Konten abrufen“ (auf der gleichen Seite wie „Senden als“) abrufen. Damit klappt das Empfangen. Dann noch das „Senden als“ konfigurieren, indem man die SMTP Daten seines Anbieters eingibt (bei Netcup z.B. „mail..de“ also der MX Eintrag oder bei Strato „smtp.strato.de“ etc.).

    Dann muss man die Email nicht über Mailgun schicken…

  15. Natürlich sind die Firmen Adressen mit @t-online, @gmx usw nicht schön. Anders geht es aber auch. Einer unserer Großkunden übertreibt es seit Jahren mit den E-Mail Adressen. Erst hatten sie @abcdefg.de Dann sind sie vor 2 1/2 Jahren auf abcdefg-stadt.de umgestiegen, damit der lokale Charakter hervorgehoben wird. Nach nur einem Jahr sind sie dann wieder zurückgeschwenkt, aber dann nicht auf @abcdefg.de sondern auf .com Man muss ja schließlich noch größer denken. Und zu allem Überfluss haben sie dieses Jahr zum 1.1. von vorname.nachname @abcdefg.com auf 1.BuchstabeVorname.Nachname @abcdefg.com gewechselt. Mal gucken was sie sich als nächstes überlegen 😀

  16. Hallo. Das was du hier geschrieben hast habe ich bei DF.eu gemacht. Ging auch so einfach.
    Nur was macht man wenn Gmail die Annahme einer Mail verweigert weil da eine Zip Datei im Anhang ist. Da sieht der Absender meine Gmail Adresse.

  17. Ich mache es genauso wie Manfred + Fabian: Ich habe eine E-Mail-Adresse unter meiner Domain angelegt und lasse die Mails direkt an mein gmail-Konto weiterleiten. E-Mails werden mit den SMTP-Daten der Domain gesendet. Ich nutze das so schon seit mehreren Jahren und hab bisher keine Probleme erkennen können, auch beim Senden nicht. Spam wird sehr gut durch den Filter in Gmail erkannt.

    Gibt es einen relevanten Unterschied zu der im Artikel beschriebenen Vorgehensweise?

  18. Zoho bietet ebenfalls für bis zu 25 Nutzer gratis E-Mail Hosting:
    https://www.zoho.com/mail/
    Kann man natürlich auch ohne Probleme auf Gmail weiterleiten wie bei anderen Mailadressen. Nebst den 25 Nutzern kann man auch ein Catch-All Konto anlegen und jedem Nutzer zusätzliche Alias Adressen zuteilen – diese werden nicht als Nutzer gezählt.

  19. Schneidersche says:

    Ich kann euch nur den Tipp mit Mailbox.org ans Herz legen, gibt keinen besseren Email Anbieter auch für die eigene Domain! Einfach mal testen.

  20. Schöne Anleitung. Aber das Geld für einen eigenen Google Business- oder Office365-Account ist gut angelegt. Alleine schon deshalb, weil man telefonischen Support erhält, wenn etwas schief läuft. Habe ich bei Google zweimal erlebt. Einzigartig! Die rufen einen aus Irland aus zurück und bemühen sich wirklich. Wer nichts bezahlt, bekommt auch nichts und kann in irgendwelche Foren schreiben und hoffen, daß ihm jemand hilft. Nee, vielen Dank. An 3, 4 oder 5 Euro im Monat soll es nicht scheitern.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.