Gastbeitrag: Facebook im Internet? Facebook ist Internet!

Der Andreas unterstützt meine gerade kaum vorhandene Zeit (Umzug, viel zu tun) mit einem Gastbeitrag und nimmt Facebook einmal kritisch unter die Lupe. Wie immer gilt bei Gastbeiträgen: sie geben die Meinung des Autoren wieder. Ich bat Andreas, etwas zu seiner Person zu verraten, damit die Leser wissen, mit wem sie es zu tun haben: „zu meiner Person gibt es zu sagen, dass ich 27 Jahre alt bin, derzeit meinen Master in Physik mache und in meiner restlichen Freizeit Gitarre spiele und ein wenig über Software und die Entwicklungen des World Wide Web blogge.“

Facebook sorgt gerade für jede Menge Aufruhr in Datenschützer-Kreisen, denn der Social Network-Gigant plant eine regelrechte Invasion auf das Privatleben der User. Mit neuen Funktionen und Aktionen ist das milliardenschwere Zuckerberg-Projekt auf dem besten Weg zum Unterhaltungsmonopol im Netz zu werden. Zukünftig will Facebook nicht nur über unsere Aktivitäten in der Gegenwart informiert sein, sondern auch wichtige Ereignisse der Kindheit und Jugendzeit geschickt protokollieren, um noch mehr über unsere Angewohnheiten, Wünsche und Bedürfnisse zu erfahren. Als ob das nicht genug wäre: der Riese könnte in naher Zukunft sogar die Informationssuche revolutionieren bzw. abschaffen und somit Google einen Strich durch die Rechnung machen.


Schon jetzt zählt Facebook etwa 800 Millionen User und es werden täglich immer mehr. Doch was ist das Geheimnis hinter Zuckerbergs Erfolg und wie hat es einen so simple Idee der „Vernetzung von Menschen“ zu so viel Popularität und Abhängigkeit geschafft? Die Antwort darauf ist genauso einfach wie genial: das Bedürfnis der Menschen zur Selbstdarstellung! Genau dieses Bedürfnis stellt das Fundament des Wolkenkratzers Facebook dar und sorgt dafür, dass User leichtsinnig mit diversen Informationen über sich und andere in Form von Nachrichten, Aways und Bildern umgehen und mit diesen das Datenmonster im Minutentakt füttern.

Dabei scheint dem Social Network-Riesen jedes Mittel recht zu sein: dieser wird nämlich bald durch die neue Timeline – Funktion erweitert, mit der Benutzern ein virtuelles Album für besondere Ereignisse wie z.B. Einschulung, Konfirmation oder Hochzeit zur Verfügung gestellt wird. In diesen lassen sich dann Texte, Bilder und Videos einbetten und veröffentlichen. Auch der Ort kann auf einer Karte markiert werden. Das bedeutet zwangsläufig mehr sensible Daten, die von intelligenten Algorithmen ausgewertet oder an Dritte verkauft werden können! Ebenso erhöht sich dadurch die Abhängigkeit der Menschen, denn nichts ist einem so teuer wie die Erinnerungen an die ersten Gehversuche der Tochter oder die eigene Einschulung und das ist ganz im Sinne von Zuckerberg und Co.
Neben der Timeline wird in das Profil der sogenannte Ticker integriert, der eine Ähnlichkeit mit dem populären Dienst Twitter aufweist, jedoch diesen im Volumen deutlich übertrifft. Wer also der Facebook –Welt da draußen etwas Wichtiges oder weniger Sinnvolles mitzuteilen hat, kann sich diese „neue“ Funktion zunutze machen.

Alles was das Herz begehrt

Ob Musik im Mp3-Format oder Video-Clips, auf Facebook findet jeder, was er sucht, so zumindest die Theorie, denn Mark Zuckerberg plant umfassende Video-, Audio- und Spiele-Bibliotheken in das Soziale Netzwerk zu integrieren. Noch steckt das Konzept in Deutschland jedoch in den Kinderschuhen. Die bekannten Online-Dienste MyVideo, Wooga und Soundcloud werden allem Anschein nach den Startschuss für die globale Unterhaltungsplattform geben.

Dabei erscheinen diese Medien nach mehrmaligem Ansehen oder Anhören im Ticker und später auch in der Timeline und werden Freunden und Bekannten automatisch weiterempfohlen. So muss niemand mehr seinen Facebook-Account verlassen, um nach aktueller Musik zu suchen, das neue Video von Lady Gaga zu sehen oder die neue Folge einer TV-Serie anzuschauen, was unter Umständen sogar dazu führen kann, dass Google seine vorrangige Position hierfür auf lange Sicht einbüßen wird. Werden wir in Zukunft nicht mehr im Internet, sondern im Facebook surfen? Gewiss wird Google dabei ein Wörtchen mitreden wollen, es bleibt also abzuwarten wie sich die Situation entwickelt.

Der „gläserne Bürger“

Nach wie vor ist Facebook ein Dorn im Auge der Datenschützer. Vor allem Deutschland wehrt sich gegen die Neuerungen des Social Network-Giganten. Die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat sich der Sache angenommen und kritisiert den Dienst. Ebenso wird Facebook seit langem vorgeworfen Daten der User zu verkaufen. Die Neuerungen sind demnach nichts anderes als ein Versuch an noch mehr auswertbare Informationen über den schon ohnehin „gläsernen Bürger“ zu kommen und noch mehr Profit zu machen.

Fazit:

Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Auch Geschäftsmodelle werden sich ändern und das betrifft nicht nur das Soziale Netzwerk Facebook. Es wird nach wie vor Lücken im Rechtssystem geben. Vor allem Jugendliche haben in dieser Hinsicht eine geringe Hemmschwelle Informationen zu veröffentlichen. Um sich und seine Privatsphäre zu schützen, sollte jeder User aufgeklärt und informiert werden. Zahlreiche Blogs, Foren, Zeitschriften und andere Medien können dazu beitragen. Wer dies beachtet, kann durchaus sinnvoll solche Dienste und Funktionen nutzen. Aufklärung ist somit der beste Impfstoff gegen Datenmissbrauch bei Facebook und Co!

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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41 Kommentare

  1. Daumen hoch!

  2. gääähn.

  3. Daumen runter oder -1.

    Nichts neues, und das Fazit à la „Tja, so ist die Welt nun mal“ ist ziemlich mutlos und weichgespült.

    Das Problem sind nicht vordergründig Lücken im Gesetz, sondern große Firmen, die meinen, sich mit Ihrem dicken Popo draufsetzen zu können!

    Facebook & Co wären keine solchen Monster, wenn Nutzer jederzeit erfahren könnten, welche Daten über sie bei denen gespeichert sind und wenn die Nutzer denen androhen könnten, Ihnen die Daten (und damit deren wertvollste Schätze) einfach wegzunehmen. So füttern wir nicht nur Facebook mit unseren persönlichen Daten sondern begeben uns mit jeder Eintragung weiter in die Abhängigkeit.

  4. Bezüglich des Stichworts Medienkompetenz weise ich auf eine tolle Aktion des Bundesverbands der Datenschutzbeauftragten (BvD) hin:
    https://www.bvdnet.de/ak-schule.html?

    Wer von Euch Kinder in der Schule (Klasse 5 und höher) hat, kann denen ja mal einen ausgedruckten PDF-Flyer für die Lehrer mit geben. Die Kinder werden sich angesichts der für die Schulen kostenlosen Veranstaltung sicherlich über die Abwechslung zum tristen Schulalltag freuen und hoffentlich ein bisschen Medienkompetenz erlernen.

    Ich selbst durfte einen für Oberstufenschüler konzipierten Vortrag im Rahmen einer Datenschutzveranstaltung miterleben und bin völlig begeistert wie angenehm beiläufig das Thema den Schülern nähergebracht wird, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben.

    Beste Grüße

    Michael

  5. @jan:

    zur herausgabe & löschung der daten:

    siehe: http://computer.t-online.de/facebook-student-erzwingt-herausgabe-persoenlicher-daten/id_50124872/index

    und aus den selben vorschriften, aus denen sich der auskunftsanspruch ergibt, ergibt sich auch ein löschungsanspruch…

  6. Sehr gelungener Artikel.

    Das Thema ist zwar nicht unbedingt neu aber dennoch sehr wichtig. Ich finde es schockierend wie unvorsichtig manche Leute mit ihren persönlichen Daten umgehen.

  7. Der Caschy zieht um? o.O

  8. @kufleisch: Danke für den Link. In der Theorie ist die Welt ja auch in Ordnung!

    Aber besagter Max Schrems aus Deinem Link konnte ja auch zeigen, daß Facebook viele Anträge mit dem Verweis, abzublocken versucht, man können sich ja bei Facebook einloggen und alle gespeicherten Daten sehen. Bleibt man dann hartnäckig, wird das Auskunftgesuch offenbar häufig nicht fristgerecht und zudem unvollständig beantwortet. Zudem tauchten in den übermittelten Daten Informationen auf, die vom User vermeintlich gelöscht wurden. Die verschwinden zwar von der Webseite, nicht aber in den Datenbanken von Facebook.

    Zwei schöne Artikel zum Vertiefen der Materie:
    http://netzpolitik.org/2011/facebook-deine-daten-gehoren-uns-wirklich/
    http://netzpolitik.org/2011/vzbv-petition-privacy-per-default/

    Gruß, Jan

  9. „Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten.“ Nur frage ich mich, warum facebook mit Fortschritt gleichgesetzt wird? Keine Frage, Interaktion ist etwas Gutes, aber FB ist in mehrerer Hinsicht der Zeit zu weit voraus. Es fängt damit an, daß die Idee von Facebook bereits dem Inhaber voraus ist. Es wäre ein Ideal, wenn wir in einer Gesellschaft ähnlich Star Trek leben würden. Dies würde aber eben auch bedeuten, daß kein Kommerz mit den Daten betrieben werden würde. Und genau liegt der Haken.
    Allerdings ist der Artikel nicht ganz korrekt recherchiert.
    Die Nutzerzahlen sind in den Ländern der ersten Generation rückläufig http://www.kanada1.com/3674/facebook-rucklaufige-nutzer-zahlen-in-kanada-grosbritannien-und-spanien/
    Die Gesamtzahl lag Anfang dieses Jahres bei knapp 600 Mio, nicht 800 Mio:
    http://allfacebook.de/zahlen_fakten/facebook-nutzerzahlen-2011

  10. Wo ist denn eigentlich dieser Ticker, von dem immer alle reden? Kann den nirgends finden. Oder wird das erst noch ausgerollt?

  11. Hans van Aken says:

    Unterschreibt alle die Online-Petition der Verbraucherzentrale
    zu datenschützenden Voreinstellungen, damit der User wieder
    die Herrschaft über die eigenen Daten zurückgewinnt und
    sie nicht Facebook & Co überlassen bleiben.

    https://www.vzbv.de/go/presse/1533/1/4/index.html

  12. Klingt vielleicht naiv, aber was soll eigentlich passieren?
    Als aufgeklärter und mündiger Konsument entscheide ich was ich will, und wenn irgendwelche Unternehmen aufgrund meiner gesammelten Daten mir irgendwelche passgenaue Angebote machen ist das im Grunde doch nur gut für mich.

    Mit anderen Worten – ich verstehe die Aufregung nicht, aufgrund meines agierens auf Facebook bin ich weder vom Callcenter angerufen worden noch habe ich Werbebroschüren bekommen, auch keine direkt zuordbare Spammails, und Werbe(banner)einblendungen kann ich ignorieren.
    Also – wo ist das Problem?

  13. @Tobi:
    Weil eben im Internet immer häufiger Dinge gekoppelt werden um andere Seiten unabhängig nutzen zu können. z.B. Login auf Seiten über FB oder google Konto. D.h. man hat irgendwann nicht mehr die Wahl.
    Weiter, und das ist mittlerweile bekannt, werden Deine Daten bei FB und Co von der Personalabteilung geprüft. Und wenn dann Partybilder etc., die nicht Du sondern Freunde von Dir hineingestellt und verknüpft haben, dann liegt es nicht mehr in Deiner Hand.
    Nicht jeder muß alles über einen wissen. Und wenn Du der Meinung bist, daß gewisse Dinge nicht mehr bekannt sein sollen und Du sie daher löscht, dann sind sie weiterhin vorhanden und werden genutzt.

  14. Ich nehme an Du meinst mich mit Tobi…

    Das mit der Personalabteilung ist doch Blödsinn.
    In meinem FB Account wird für Aussenstehende in Verbindung mit meinem Namen lediglich ein von mir gewähltes Profilfoto preisgegeben.

  15. Im Beitrag fehlt das entscheidende Etwas. Aber er hat mich immerhin auf eine Idee gebracht. Werde mir mal Gedanken um ein Konzept und mich an die Umsetzung machen. 🙂

  16. bla bla bla. Es gibt noch was anderes außer Fratzenbook. Das Thema Nervt langsam. FB ist ein Zeitfresser, besser raus an die Frische Luft. Habe meinen Account aufgeräumt, viel gelöscht ist fertig.

  17. @Tochi:

    Constanze Kurz, CCC: „Ich möchte nicht manipuliert werden. Ich möchte selber entscheiden, was ich kaufe. Und ich bin nicht in erster Linie Konsument, ich bin Bürger. Schon Kinder und Jugendliche werden heute mit Werbung penetriert, alle Kommunikationskanäle sind zugepflastert mit PR – dafür geht so viel intellektuelle Energie drauf. Mich stört die Selbstverständlichkeit, mit der wir das hinnehmen.“
    Quelle: http://www.tagesspiegel.de/medien/digitale-welt/frueher-hiess-es-teilen-heute-raubkopieren/4677144.html?p4677144=4

  18. Jan, daraus erschliesst sich mir aber nicht das Bedrohungsszenario, das in Verbindung mit FB gesehen wird.

  19. Schließe mich janborkum an. Irgendwie wird es langsam langweilig. Ich blogge selbst und habe schon den ein oder anderen Artikel über Facebook(-erweiterungen) verfasst. Dennoch merke ich langsam selbst wie mich das Thema nervt. Immerhin ist Facebook ein Werkzeug dass das Mittel zum Zweck darstellt und nicht anders rum. Datenschutz ist zwar wichtig – aber meiner Meinung nach wird er oft überbewertet.

  20. und wenn ich der letzte bin: der nicht im f***book ist ! 😀

    brauch keine selbstdarstellung und geh auch lieber ins real-life raus.. mag daran liegen daß ich doch schon über 30 bin ?! 😉

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