Frohe Weihnachtstage

Nun ist er also da, der Heilige Abend. Und damit steht das Jahr auch kurz vor dem Abschluss. 2016. Von vielen als Horror-Jahr bezeichnet. Ohne Frage ist eine Menge passiert, was uns zum Nachdenken brachte oder in uns einen Moment der Trauer auslöste. Viele große Namen sind von uns gegangen. Namen, die wir kannten – weil wir sie immer wieder mal hörten, vielleicht sogar eine Bindung hatten. Musiker, Schauspieler, Politiker  oder einfach „Menschen“. Und dann war da noch der feige Anschlag von Berlin, der wohl die meisten von uns schockierte, sprachlos machte. Ich möchte ehrlich sein: Ich kann viel von dem verstehen, was ich in den sozialen Netzwerken las.

Wobei „Verstehen“ wahrscheinlich das falsche Wort ist. Menschen müssen sich nicht nur in Trauer und Verzweiflung an etwas festhalten, sondern auch bei nicht verstehen und Hass. Da ist es an uns, mit diesen Menschen zu reden, zu zeigen, dass es wohl anders ist. Das funktioniert allerdings selten mit klugscheißerischer Tipperei von der Couch aus, mit Besserwisser-Kommentaren von oben herab bei Facebook. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das jemanden zum Nachdenken bringt, ihn vielleicht sogar in eine „Jetzt erst recht“-Stellung bringt.

Nicht verstehen kann ich allerdings jene Menschen, die es sich nicht haben nehmen lassen, direkt nach dem Anschlag diesen, die Toten und Verletzten zu instrumentalisieren. Terror hat keine Religion, so sagt man. Terror will Menschen auseinander bringen, Hass schüren, Angst machen. Das passt nicht zu Religion.

Wobei ich auch ehrlich sagen muss, dass ich mit dem Gebilde „Religion und Götter“ nicht viel anfangen kann. Letzten Endes ist es für mich in Hinblick auf die Menschheitsgeschichte mit ihren vielen Göttern so, dass sich für viele Menschen in unserer Nähe der Standard „Christentum“ durchgesetzt hat. Wie VHS damals im Videobereich quasi.

Denke ich an das Christentum, dann muss ich an Werte denken. Werte, die aber auch in jeder anderen Religion vorkommen dürften. Werte, die man weitergeben sollte. Einfach mal Gutes tun, wenn man kann – und damit nicht hausieren gehen. „Wenn jeder an sich denkt, so ist an alle gedacht.“. Größter Blödsinn.

Da sehe ich in der eigenen Filterblase Menschen, die einfach was tun, irgendwo helfen – und die müssen sich dann auch noch für das erklären, gar rechtfertigen für das, was sie da tun. „Wie, du hilfst Flüchtlingen? Hilf lieber den Deutschen!“. „Wie, du hilfst Obdachlosen? Hier muss doch in Deutschland keiner auf der Straße leben!“. „Wie, du hilfst Tieren? Hilf Obdachlosen!“. Und so weiter. Ihr kennt das vielleicht auch und es bringt mich echt in Rage. Selber was machen, selber helfen – egal wo. Aber sich bitte nicht einmischen, wenn andere helfen. Wenn jeder mal nur nicht an sich denkt, dann hilft das viel.

Wir Menschen müssen uns oft sortieren, um Dinge begreifen zu können. Es in Schubladen stecken. Das machen wir auch mit der Zeit, dem Jahr 2016. Ja, es ist viel passiert. Aber ist dieses genannte Jahr nicht nur ein Teil dessen, was wir Leben nennen? Es wird in den vielen Jahren, die hinter uns liegen, sicherlich nicht das schlechteste Jahr gewesen sein. Und in zig Jahren erinnern wir uns vielleicht gar nicht mehr an die vielen Namen und Dinge, die geschehen sind – außer, sie betrafen uns schwer.

Aber vielleicht erinnern wir uns an das Gute in 2016. An die Kleinigkeiten. Dinge, die wir einfach besser gemacht haben. Dass Menschen sterben, dagegen werden wir nichts machen können. Das ist in den meisten Fällen der Lauf der Dinge. Aber wir können anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ihnen etwas Gutes tun, vielleicht mit kleinen Dingen, oft reicht eine kleine Geste, selbst ein Lächeln. Und man munkelt, dass es dafür nicht mal eine Religion braucht. Oder einen deutschen Ausweis.

„2016 ist das schlimmste Jahr überhaupt“. Nein, ist es nicht. Es ist schlimm, wenn man das Schicksal der Welt zu seinem eigenen macht und in dem Jahr vielleicht nichts gerissen hat, an das es zu denken lohnt. Trotz schlimmer Dinge und der Tatsache, dass ich mit Religion nur wenig anfangen kann: Ich glaube – und das riss ich eben ja bereits an – dass jede kleine Tat und Geste hilft. Weil so eine kleine Tat etwas auslöst. Nicht nur bei dem der gibt, sondern auch bei dem, der bekommt. Sollte man Vorsätze für das neue Jahr brauchen, so wäre es vielleicht ein guter, dass man auf Menschen zugeht. Dass man zuhört. Versucht, den Standpunkt eines anderen Menschen zu verstehen. Auch wenn er mit dem eigenen nicht übereinstimmt.

Und damit will ich auch hier meine Gedanken zu den Feiertagen beenden. Auf mich persönlich wartet heute ein kleiner Mensch, der mittlerweile fast drei Jahre alt ist. Ich habe nie wirklich etwas großartig mit Weihnachten anfangen können, doch der kleine Max sorgt generell dafür, dass ich gewisse Dinge, die Welt, das Leben, mit anderen Augen sehe. Dass Ganze garniere ich dann mit meiner Familie und bin damit ziemlich glücklich.

Wie auch immer ihr diese Tage verbringt –  ob ihr bei der Familie seid, auf der Couch liegt, trinkt, feiert oder einfach nur TV schaut – ich wünsche euch von Herzen alles Gute. Das natürlich auch im Namen des ganzen Teams, die hier in den Tagen des Jahres immer täglich für Geschriebenes gesorgt haben. Wir lesen uns.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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39 Kommentare

  1. Auch dem Team und allen Lesern ein friedliches Fest!

  2. Dir, Deiner Familie, dem Team wünsche ich ein frohes und besinnliches Fest 🙂

  3. Danke Caschy! Frohe Weihnachten Dir, Deiner Familie und dem Team um stadt-bremerhaven.de!

  4. Ich wünsche auch allen ein frohes Weihnachtsfest und vielen Dank für die Informationen hier.

  5. Frohe Weihnachten Dir, Deiner Familie und dem Team

  6. Matthias Dennig says:

    Dir und deiner Familie und dem gesamten Team ein frohes Fest. Wir haben hier auch das Vergnügen mit einem zweijährigen Wusel zu feiern. Es ist immer eine Freude deinen Blog zu lesen

  7. Gut geschrieben! Frohe Weihnachten und auf ein weiteres Jahr voller Techi-News 🙂

  8. Frohe Weihnachten Euch allen!

  9. Danke, Caschy! Sehr schön geschrieben.
    Dir, deiner Familie und dem ganzen Team auch ein frohes Fest. Wir lesen uns 😉

  10. Caschy und dem Team, vielen Dank für eure Arbeit, ich wünsche euch ruhige und friedliche Weihnachten und ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2017!

  11. Danke caschy. Schöne Gedanken, die du dir hier zu Weihnachten machst. Dein Blog ist für mich eines der wichtigsten Informationsseiten über Technik hier im Netz. Und das wird auch im nächsten Jahr so bleiben. In diesem Sinne, wünsche ich dir und dein Team besinnliche Weihnachten und einen gute Rutsch.
    Schauen wir mal was 2017 so bringt. 🙂

  12. Ein schöner Artikel der vieles Ausdruck was ich selbst auch denke. Danke dafür! Schöne Feiertage, Glück, Gesundheit, ein schönes 2017 und danke für Eure tolle Arbeit.

  13. Mal wieder präzise den Nagel auf den Kopf getroffen. Ruhige Zeit Euch allen!

  14. Danke, Dir und Deinem Team ebenfalls ein schönes Weihnachtsfest und ein paar ruhige Tage!

  15. Genau so!!!

  16. Danke, deiner Familie, Dir und Deinem Team auch ruhige und erholsame Weihnachtstage 🙂

  17. Auch euch schöne Weihnachtsfeiertage, auch wenn ich das geschriebene (politisch meiner Meinung nach viel zu kurzsichtig) nicht teile.

    zu den beiden m.E. wichtigsten Punkten:
    „Und dann war da noch der feige Anschlag von Berlin, der wohl die meisten von uns schockierte, sprachlos machte.“
    Dazu eine Frage: Was ist feiger ? Der ideologisch aufgerüstete, hasserfüllte, verblendete Honk, der auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin 30 Leute umfährt, oder der Drohnenpilot, der aus 3.000 km Entfernung in Afghanistan emotionslos durch das drücken eines Knopfes eine Hochzeitsgesellschaft auslöscht, weil der Bräutigam zufällig einem Terroristen ähnlich sah, dabei aber (der Pilot) fest davon überzeugt ist, für das Gute zu kämpfen ?

    Ich möchte dazu anmerken, dass ich mit den Menschen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt genauso wenig Mitleid habe, wie mit der afghanischen Hochzeitsgesellschaft, da ich weder die einen noch die anderen persönlich kannte, es mich aber tierisch ankotzt, wenn man heuchelt, um die einen zu trauern, während man die von uns mitverschuldeten anderen Toten als hinzunehmenden Kollateralschaden hinstellt, weil sie halt aus nem anderen Land kommen, anders sprechen, aussehen und glauben als der Durchschnittseuropäer.

    Frohe Weihnachten allen mitlesenden.

  18. Ich wünschte mir, es würden viel mehr Leute diesen Blog besuchen und sich zu Herzen nehmen, was Du geschrieben hast. Ich wünsche Dir, Deiner Familie, dem Team und allen fleißigen Besuchern hier frohe, friedliche und ruhige Weihnachten. Auch wenn man mit Religion und Göttern nicht viel anfangen kann, hilft es mit Weitsicht und Vernuft dieses religiöse Fest ein wenig friedlicher zu machen. Ich freue mich auf ein spannendes Jahr 2017 hier im Blog.

  19. schöne Weihnachten an das gesamte Team.
    Ich lese eure Seite bestimmt 10xmal am Tag.
    Danke

  20. Euch auch schöne Weihnachten, auch wenn ich das politische Statement, welches dieser Artikel enthält so nicht stehen lassen kann und will.

    „Und dann war da noch der feige Anschlag von Berlin, der wohl die meisten von uns schockierte, sprachlos machte.“
    Dazu folgende Frage: Wer ist feiger ? Der verblendete, hasserfüllte Vollhonk, der auf dem Berliner Weihnachtsmarkt 30 Leute tot fährt und sich danach erschießen lässt, oder der Drohnenpilot, der aus 3.000 km Distanz in Afghanistan emotionslos per Knopfdruck eine Hochzeitsgesellschaft auslöscht, weil der Bräutigam zufällig irgendeinem durchgeknallten Extremisten ähnlich sieht, sich dabei (der Pilot) aber absolut sicher ist, für „das Gute“ zu kämpfen ?

    Dazu möchte ich anmerken, dass ich weder mit den Weihnachtsmarktgängern in Berlin noch mit der Hochzeitsgesellschaft in Afghanistan mitfühle, da ich weder die einen, noch die anderen Menschen persönlich kannte, es mich aber tierisch ankotzt, wenn wegen Ersteren in halb Deutschland eine geheuchelte Schweigeminute ausgerufen und der Überwachungsstaat ausgebaut wird, während letztere evtl. eine Randmeldung in der Süddeutschen als „Kollateralschaden“ und 500 € als Schadensersatz pro Menschenleben bekommen, nur weil sie halt nicht in Berlin, sondern in Kabul ermordet wurden und mutmaßlich einer anderen Abwegigkeit von Religion angehörten.

    Allen mitlesenden dennoch ein frohes Fest.

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