Europäisches Parlament will Suchmaschinen und Cloud-Dienste mehr kontrollieren

Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments stimmten heute über eine Entschließung ab, die sich mit dem digitalen EU-Binnenmarkt beschäftigt. Die Mitgliedsstaaten und die Europäische Kommission werden mit der Entschließung aufgefordert, Hürden für das Wachstum des Marktes abzubauen. Durch eine Verstärkung der Wettbewerbsregeln und der Entflechtung von Suchmaschinen und kommerziellen Angeboten soll der Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung unterbunden werden. Im Bezug auf Google gab es dafür schon vor ein paar Tagen entsprechende Informationen.

Google Office

Für Suchmaschinen-Anbieter heißt dies, dass die EU nicht nur Suchmaschinen von kommerziellen Angeboten trennen will, sondern auch die Anzeige von Suchergebnissen selbst beeinflussen will. Eine nicht-diskriminierende Online-Suche sei wichtig, sagen die Parlamentarier: „Die Auflistung, Bewertung, Darbietung und Reihenfolge von Ergebnissen bei Suchmaschinen muss frei von Verzerrungen und transparent sein.“

Deshalb sollen andere Dienste auch von Suchmaschinen gelöst werden. Informationen, die aus Suchen heraus über den Nutzer entstehen, dürfen nicht für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden. Im Klartext heißt dies, dass Ihr theoretisch keine Werbeanzeigen für Dinge angezeigt bekommen würdet, nach denen Ihr gesucht habt. Google nutzt dieses Verfahren zum Beispiel, um auf den Nutzer angepasste AdSense-Werbung einzublenden. Langfristig soll dies laut EU-Parlament nicht mehr möglich sein.

Ebenfalls fordern die EU-Abgeordneten, dass die Europäische Kommission die Führungsrolle bei der Förderung internationaler Normen und Spezifikationen für Cloud-Computing übernimmt. So soll sichergestellt werden, dass die Privatsphäre geschützt wird und eine gewisse Sicherheit und Interoperabilität gegeben ist.

Diese verabschiedete Entschließung (ein förmlicher Beschluss zu einem Thema, der von einem politischen Gremium verabschiedet wird) ist noch kein Gesetz oder anderweitig bindend. Sie gibt lediglich den Kurs vor, den die Europäische Kommission einschlagen könnte. Ob man in diesem Fall wirklich eine Europäische Kommission entscheiden lassen sollte, sei dahingestellt. Jede Änderung der Regeln wird erst einmal für einen enormen Aufwand bei den Firmen sorgen, das wurde mit dem „Recht auf Vergessenwerden“ eindrucksvoll bewiesen. Eine Trennung von Suchmaschinen und kommerziellen Diensten wird da noch drastischere Auswirkungen haben, schließlich ist dies das Kerngeschäft von manchen Suchmaschinen-Anbietern.

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7 Kommentare

  1. Spätestens jetzt, würde ich mich als US Unternehmen komplett aus EU Gebiet zurück ziehen und alle Diensten in den betreffenden Gebieten den Hahn abdrehen. Denn es ist schon lustig wenn ein Europaabgeordneter bei SpOn davon spricht, man sei gegen Monopole ist im Endeffekt aber selbst nicht besser.

  2. Ein wenig dubios ist das ja schon. Man will quasi der Kantine verbieten essen zu verkaufen, welches sie den Leuten aufwärmen. Grund dafür ist, weil sie zu dem Menü noch nützliches Spielzeug dazu geben, welches sie selber gebastelt haben um damit Geld zu verdienen?

    Spannend… Hey, man kann auch zu einer anderen Kantine gehen und man muß die Spielzeuge auch nicht benutzen?!

    Es gibt halt derzeit kaum eine Kantine, die Google das Wasser reichen kann. Aber HEY EU! Bau doch mal eine!

  3. Was für ein riesen Schwachsinn… Wie sollen sich Google und Co. denn bitte finanzieren? Wir haben hier private Unternehmen die eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen. Ich denke es ist für alle Nutzer das kleinere Übel 2 ausgewiesene Anzeigen pro Suche hinzunehmen als einen monatlichen Betrag von z.B. 7,99€ zu zahlen.

    Ich denke hier spielt auch eine gute Portion Korruption eine Rolle. So lassen sich in verschiedenen Zeitungsartikeln (nicht BILD) einige Zusammenhänge mit Verlegern bzgl. Google News erkennen. Hier wird sich weniger um die Bürger gekümmert, es muss einfach ein Druckmittel her.

    Die Entwicklungen im Bereich Technik in Deutschland und in Europa machen mich einfach nur traurig. Hoffen wir dass es ein freies Internet zumindest noch ein Weilchen bei uns geben wird…

  4. Hier sind ja echt Leute mit Ahnung unterwegs…

    Das ist eine ganz normale Vorgehensweise in einer Marktwirtschaft. Google wird ja nicht enteignet, sondern nur zu einer Aufspaltung in unabhängige Bereiche gezwungen. Das macht man seit eh und je mit quasi-Monopolisten.

    Dass hier einige den Monopolisten das Wort reden, zeigt eher das vollkommen verquere Verhältnis mancher Konsumenten zu den Unternehmen, deren Produkte sie nutzen.

  5. Google legt ja immer wieder locker einige Bereiche trocken, indem sie Firmen und Produkte aufkaufen und dann als sinnvolle Ergänzung ihrer Kernprodukte „verschenken“ – und damit jeder Konkurrenz von vornherein den Saft abzudrehen. Langfristig nicht gut für den Benutzer, auch wenn das der ein oder andere hier anscheinend nicht hören möchte… aber dann verlangen, dass ein anderer es (natürlich kostenlos) besser machen soll. Google gibt ja auch überhaupt kein Geld für Lobbyisten aus…
    Wenn ein Marktsegment in Schieflage gerät, wer soll das dann sonst richten? Es ist vermutlich eher an Anfang, vielleicht wäre es noch sinnvoller, Google und die Android-Entwicklung zu trennen.

  6. Wie Monopole? Warum kann ich nur mein Internet über Vodafon & Kabeldeutschland bekommen? Warum kann ich keinen freien Kabelrouter kaufen, da Kabeldeutschland andere sprerrt? Weshalb kann ich nicht Kunde bei Kabel United oder Kabel Baden Würtemberg werden? Warum haben Kabelanbieter noch Gebietsschutz? Weshalb wird es bei Sky nicht mehr möglich sein einen freien Receiver wie z.B. Dreambox ? Weshalb hat die Deutsche Bahn ein Monopol und diktiert uns Preise?

    Meine Güte, wie soll sich Google bzw. eine gute objektive Suchmaschine finanzieren? Wer soll dann die Daten Löschen „Recht auf Vergessen Weltweit“ wenn keine Mitarbeiter mehr bezahlt werden? Sollen Suchmaschinen sich selbst überlassen werden oder sollen diese Subventioniert werden?

    Mir ist bewusst, dass dies eine Machenschaften von Axel Springer Verlag & Bertelsmann Group sind. Weshalb teilen sich nur 2 Unternehmen die gesamte Medienlandschaft untereinander auf? Da ist es doch kein Wunder, das diese beiden Unternehmen so einen Druck ausüben können, oder?
    AXEL SPRINGER VERLAG: Über 300 Zeitungen & Zeitschriften einige Radio & TV-Sender:
    Bild, Die Welt, N24, Sat1- Pro 7- Kabel 1, 9 Live, Idealo.de, check24.de, imonet.de, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, finanzen.net, Hamburg Radio, meineStadt.de, kaufda, Antenne Bayern, Bayern 3, Radio Hamburg, Radio FFH, steppstone, …

    BERTELSMANN: 53 Fernseh- und 28 Radiosendern Europas größter Betreiber
    RTL, VOX, RTL2, NTV; GEO; RTL NITRO; u SONY BMG Music Entertainment, UFA FILM, Stern, Spiegel, Clipfish.de, maxdome.de, kochbar.de, gamechannel.de, GEO, und noch so viel mehr …

    Die unglaublich vielen Zeitschriften, Radio & TV-Sender sowie Sub-Sub-Sub-Beteiligungen dieser beiden Unternehmen ist einfach nicht mehr zu erfassen und unglaublich. Dieses macht mir sehr viel mehr Angst als eine kommerzielle Suchmaschine. Diese beiden Unternehmen „bilden unsere Meinung“ (Nachrichten, Zeitungen, TV, Zeitschriften, Internet, Radio,… ) und können so einen Druck auf Politiker oder internationale Unternehmen ausüben, was wirklich beängstigend ist. Diese Erfahrung konnten jetzt Google, Putin oder unser ehemaliger Bundespräsident Christian Wulff machen. Und mich wundert es nicht, weshalb Merkel die besten Umfrageergebnisse seit Jahren hat, oder?

  7. @max

    Dafür gibt’s einen Daumen nach oben!

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