Electronic Frontier Foundation kritisiert internet.org

Die Electronic Frontier Foundation setzt sich für ein offenes Internet ein, stellt alles an den Pranger, was nicht korrekt läuft und kämpft auch vor Gericht für freie Kommunikation. Jetzt macht die EFF auf internet.org aufmerksam, dem Zusammenschluss mehrerer Firmen, die Internet an Stellen der Welt bringen will, die noch nicht an das Netz angeschlossen sind. Insbesondere stört sich die EFF an der unsicheren Übertragung der Daten, aber auch an der einfachen Möglichkeit, die frei zugänglichen Webseiten zensieren zu können.

Ein Problem wurde von internet.org bereits angegangen. Es kann nun jede Seite eingereicht werden, erfüllt diese bestimmte Kriterien, zum Beispiel, dass sie auch auf einem Featurephone nutzbar ist, wird sie in die Liste der kostenlos zugänglichen Seiten aufgenommen. Da alle Seiten, die kostenlos ausgeliefert werden über einen Proxy-Server zu den Nutzern kommen, ist dies recht einfach bewerkstelligt. Wesentlich einfacher, als die Seiten über eine sichere Verbindung auszuliefern.

Während Android-Geräte über die internet.org-App in der Lage sind, mittels https-Verbindung zu kommunizieren, ist dies bei Featurephones nicht der Fall. Jeglicher Datenverkehr zwischen den Handys und dem Proxy-Server könnte via Man-In-The-Middle-Attacke unverschlüsselt abgefangen werden. Zwar soll internet.org bereits an einer Lösung für das Problem arbeiten, die EFF teilt aber mit, dass dies technisch gar nicht so einfach ist. Bis dahin sind die Nutzer der Gefahr ausgesetzt, dass lokale Behörden ohne größere Probleme den Traffic abfangen können.

Ein weiteres Problem in den Augen der EFF ist, dass es internet.org den Regierungen zu einfach macht, bestimmte Inhalte zu zensieren. Internet.org bestimmt, welche Inhalte kostenlos an die Nutzer ausgesendet werden. Greift man hier ein, kann man die erreichbaren Seiten einfach steuern. Da nicht das komplette Netz über internet.org erreichbar ist, können Nutzer, die sich nicht mehr leisten können, dieses auch nicht als das Sprungbrett verwenden, als das es gerne beworben wird.

Man muss halt abwägen, was in diesem Fall wertvoller ist. Ein bisschen Zugang zum Internet oder kein Zugang. Und wenn ein Zugang, dann unverschlüsselt. Für uns hier schwer nachvollziehbar, weil wir solche Probleme schlichtweg nicht kennen. Hier, von meinem bequemen Sessel aus würde ich natürlich sagen, besser ein bisschen Internet als gar keins, auf der anderen Seite kann aber „ein bisschen“ Internet auch sehr gelenkt sein. Wenn es zudem noch einfach abgehört werden kann, kann das in den Regionen, in denen internet.org aktiv ist, durchaus auch negative Auswirkungen haben.

(Quelle: EFF)

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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