Claudia ist in der Cloud – oder so

Claudia hat nicht nur einen Schäferhund, sie ist mittlerweile sogar in der Cloud – wenn man Microsoft Glauben schenken darf. Cloud. Klasse Modewort. Waren wir nicht schon immer irgendwie in der Cloud? Als ich irgendwann Ende der 90er Fotos auf meine Tripod-Homepage lud, wo waren sie da? Richtig, in der Cloud. Zeit, ein paar Worte zu mir und der Cloud zu verlieren.

 

Seit Mitte 2008 arbeite ich ausschließlich zuhause in meinem Arbeitszimmer. Ich habe das große Glück, dieses tun zu dürfen. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, wer im Internet arbeitet und dieses Internet mit all seinen Dingen und Facetten als Hobby hat, der arbeitet nicht von 9.00 bis 17.00 Uhr, sondern eben irgendwie immer – sofern man am Rechner ist.

Warum Cloud?

Was braucht der Internet-Arbeiter und Internet-Mensch privat so? Einen Browser. Klar. Was würde aber passieren, wenn mein Computer die Grätsche macht? Ein Feuer mein NAS oder meine Computer zerstört? Dann wäre ich am sprichwörtlichen Arsch. Was würde ich tun, wenn hier die DSL-Leitung schlapp macht? Ich mein‘, nicht jeder hat sich für einen ordentlichen DSL-Anbieter entschieden und muss dann ab und zu drunter leiden. Soll ich meinem Arbeitgeber erklären, dass ich heute nicht arbeite, weil kein Internet da ist? Ich wäre abgeschnitten von meiner News- und Arbeitswelt. Ich muss mich also möglichst unabhängig von Hardware machen, denn Internet finde ich überall. Ich kann zu meinem Freund um die Ecke oder zu meinen Schwiegereltern. Ich kann sagen: „Hömma, mein DSL ist gerade platt, ich setze mich zu euch.“.

Im Notfall

Ich muss also schauen, dass alles Notwendige immer und überall mit minimalen Aufwand verfügbar ist. Ich muss also versuchen, möglichst unabhängig von Betriebssystemen und Programmen zu sein. Klar, ohne die geht es meistens nicht – doch stellt euch vor: ihr habt keinen Zugriff auf euer Backup und euren Computer. Doof. Was würde ich tun? Ich würde mir ein Leih-Notebook und einen Browser besorgen. Dies wäre das Minimum. Hier hätte ich schon Zugriff auf mein komplettes Notfall-Arbeitswerkzeug. Dokumente und Tabellen? Google Docs. Kommunikation? Twitter, Facebook oder andere mobile Messenger. E-Mail, Kalender & Co? Google Mail. Lesezeichen und gegebenenfalls Passwörter? Xmarks oder 1Password. Online-Festplatte mit allerlei Daten? Dropbox.

Viel mit wenig Accounts erledigen

Ich versuche, möglichst viele Dinge mit wenigen Anbietern zu erledigen. Das erleichtert einiges. Eine zentrale Anlaufstelle. Mein Browser und eine Handvoll Dienste, mit denen ich meinen Workflow erledigen kann. Ich habe so ziemlich alles ausprobiert und festgestellt: zwar bieten mir viele Anbieter tolle Sachen, doch diese Vorteile verschwimmen durch Account-Gängeleien oder Inkompatibilität mit anderen Diensten. Ich will in keinem geschlossenen Cloud-Ökosystem leben. Bietet mit Service XYZ an, mich mit meinem Google-, Twitter- oder Facebook-Account einzuloggen? Großartig, schon einmal Pluspunkte gesammelt.

Endgeräte: das Maximum herausholen

Ein Kriterium bei der Auswahl meiner Dienste: kann ich auch von mobilen Geräten kinderleicht darauf zugreifen? Gibt es Apps für iPad, iPhone oder Android? Ich möchte vielleicht unterwegs News erfahren, kleine Dinge erledigen oder auf Kommentare eingehen. Unterwegs habe ich aber selten einen Computer, wohl aber mein Handy oder das iPad.

Nützlich vs. Unnützlich

Wer viel mit wenig Diensten erledigen will, der muss die Augen aufhalten. Schafft es Dienst A vielleicht Dinge zu erledigen, für die ich sonst Dienst B und C brauchen würde? Dann sollte ich einen Wechsel in betracht ziehen, sofern dieser nicht mit riesigem Aufwand verbunden ist. In irgendeinem Wahn habe ich mir auch einen Flickr Pro-Account gegönnt. Brauche ich gar nicht. Ich lade da nicht einmal alle Fotos hoch, nur wenige. Irgendwelchen Techie-Kram eben. Bilder von Hardware. Ein Irrsinn. Diese Bilder kann ich doch in die Galerie meiner Dropbox packen.

Freemium vs. Premium

Manche Dienste sind kostenlos. Komplett. Das ist klasse, aber sicherlich nicht für die Betreiber förderlich. Wenn ein Dienst gut ist, dann muss der Unterhalt bezahlt werden. Serverkosten. Weiterentwicklung und so weiter. Der Dienst schaltet Werbung? Jau, soll er machen, wenn er sich so finanzieren kann.

Freemium? Das heißt, der Dienst bringt in der kostenlosen Variante weniger Features mit, als in der Bezahlvariante. Du kannst mit den Einschränkungen leben? Prima! Entweder bleibst du zufriedener Nutzer der gar nichts zahlt oder du sagst dir irgendwann: ich arbeite jetzt schon lange und zufrieden mit dem Dienst X, ich gönne mir einen Premium-Account oder spende den Jungs was. Aber ich weiss es selber: die Zeiten sind hart, niemand hat Geld zu verschenken. Warum sollte man für Features bezahlen, die man eh nicht braucht?

Premium? Das volle Programm. Alle Features, keine Werbung. Klasse – sofern man es braucht. Beispiel Flickr: man zahlt irgendwie 48 Dollar für 2 Jahre und  kann ohne Ende Fotos auf die Plattform ballern. Für Fotografen, Vielknipser und Co sicherlich klasse. Für mich eben nicht mehr. Ich brauche diesen Premium-Dienst nicht. Mir reichen andere. Deshalb wird nach Ablauf der Flickr Pro-Account nicht verlängert.

Warum ich nicht bei Flickr bleibe? Ganz ehrlich: die bieten mir in der kostenlosen Variante zuwenig. Unbegrenzte Alben, dafür vielleicht nur 100 MB Upload im Monat und nur eine Auflösung von 1900 x 1200 oder so – das wären Dinge, mit denen ich leben hätte können. Und was wird es nach Flickr? Keine Ahnung – mal schauen, was in einem Jahr so los ist. Vielleicht Dropbox, vielleicht Facebook. Vielleicht aber auch Google Picasa, denn da gibt es ja auch Freemium und Premium. Ich kann Google Space kaufen – und zwar richtig günstig.

Backup nicht vergessen!

Die Cloud ist eigentlich nur ein Rechner, der quasi immer für dich an ist. Trotzdem sollte man sensible Daten verschlüsseln (jaja, geht auch in der Cloud, siehe TrueCrypt und Dropbox) und auch sichern. Vielleicht will man ja echt einmal offline arbeiten 😉

Muss ich in die Cloud?

Bullshit. Nutze die Cloud, wie du sie brauchst. Mach nur Dinge, die dir Zeit bringen, anstatt sie zu kosten. Die Anforderungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Für mich bedeutet die Cloud: Wiederherstellen meines Arbeitslebens an jedem Rechner mit Internet-Zugang innerhalb weniger Minuten. Wenn Cloud für dich immer-und-überall-arbeiten ist: klasse. Wenn du nur Bilder teilen willst: auch toll.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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43 Kommentare

  1. komme gerade von draußen…sche**** ist das kalt, wie soll die liga heute spielen? entweder rennen alle mannschaften heute wie irre oder sie frieren fest!

    interessanter beitrag! jetzt ist mir auch schon wärmer! (:

    schönes we!

    san

  2. Ich brauche keine Cloud, weder Google, noch Flickr, noch sonst irgendwelchen Scheiss, da ich eine 1 Terabyte externe grosse Festplatte besitze und da alles schön ablege, was für mich wichtig ist. Aufjedenfall kann ich mir jetzt sicher sein, dass du deine Seele an Google, Facebook und Co. sowieso schon verkauft hast.

  3. cokkii hat offenbar eine von diesen neuen feuerfesten unkaputtbaren festplatten bei denen der schreib-/lesekopf mit ewigem leben gesegnet ist.

    na egal. finde den artikel klasse und bin natürlich auch in der wolke. keinen bock mir nen kopf wegen synchronisieren und backups zu machen…

  4. Milo Rambaldi says:

    Mir stellt sich die Frage, wer mir eigentlich garantiert, daß der Anbieter nicht von heute auf morgen dicht macht, ein paar Server crashen oder ich mal gerade nicht an meine Dokumente komme, weil irgendwo ein paar Netzwerkstörungen sind und der Anbieter offline. Oder die US von A beschließen, mal einen Stecker zu ziehen aus Angst vor Terrorkrams oder Wikileaks.

    Sicherlich – bei Amazon o.ä. vielleicht unwahrscheinlich – aber da habe ich meine Daten lieber lokal und kümmere mich selbst ums Backup.

  5. @Milo: Siehe Backup nicht vergessen. Dropbox ist eh lokal. Google Docs kann man mit Cyberduck wie mit einem FTP sichern. E-Mails? MailStore Home. Die Möglichkeiten zum Sichern sind unendlich.

  6. @cokkii: wie gut, dass Festplatten _niemals_ Defekte aufweisen und ausfallen. 😉

  7. …fällt mir die von microsoft lancierte Werbung über Cloud und Klaus ein. Die Werbefuzzis könnten ja aus den Wörtern mal was neuses basteln:
    Cloud
    Claudia
    Klaus
    klaut

    Wer klaut in der Cloud ? Nicht nur Claudia und Klaus klauen in der der Cloud !

  8. Cloud!? Da fällt mir TRON zu ein. Bin gespannt auf Teil 2.

  9. Ich kann ohne diese Dienste auch schon schlecht leben. Dropbox, Google Mail, Flickr usw. gehören einfach dazu.

  10. Was habt ihr denn für Probleme? Ja, genau, bei mir bricht jeden Tag um 12:00 ein Großbrand aus. Mann Mann, da kann man schon sehen was für Argumente Ihr habt.

  11. Habt ihr festplatten kaputtgehenden Leute schon mal drüber nach gedacht, das man redundant backup sollte? Quasi auf zwei FEstplatten parallel kopieren soll bzw. sollte!? Und ich rede hier nicht mal von RAID 1 über einen Raid COntroller. Das sollte sogar ein typischer User schaffen.

    Ach ne ich vergaß, das sowas wißt ihr ja nicht, son würdet ihr euer Leben nicht irgendwo ins Nirvana kopieren und kein Schwein weiß wie die Daten verwahrt werden.

    Aber macht Ihr nur…Ich machs auf die alte Art und speichere meine Daten lieber auf das Teufelszeug names Festplatte und das 2x redundant und das ohne Raid Controller – klappt wunderbar

    BTW. Viva la revolution!!!!

  12. Hallo Caschy,

    im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu, aber es gibt einige Dinge, die sehe ich ein wenig anders:

    – Was willst Du machen, wenn die Cloud schlapp macht (siehe Wikileaks vs. Amazon)?

    > Bietet mit Service XYZ an, mich mit meinem Google-, Twitter- oder Facebook-Account einzuloggen? Großartig, schon einmal Pluspunkte gesammelt.

    Hier wäre ich skeptisch, nichts ist umsonst und eine gemeinsame „Einlogprozedur“ riecht mir zu sehr nach „gemeinsame Sache machen“, spricht persönliche Daten Sammeln (siehe Werberinge).

  13. @LivingOn: Cloud-Ausfall? Siehe Backup. Gemeinsame Sache? Stichwort OAuth 🙂

    http://de.wikipedia.org/wiki/OAuth

  14. Moin,

    wollte nur ergänzen, dass ich zur Not auch ohne Twitter, Facebook und Co. Leben könnte. Hab es auch erfolgreich schon einige Wochen geschafft… Das sind aber teilweise nützliche Helfer, die Frage ist doch eher, wie setzt man sie ein…

    Und zum Thema Backup:
    Ich hab ne NAS. Diese synct die wichtigen Verzeichnisse 2 mal am Tag auf ein WebDAV. Klappt super und selbst ein Festplattencrash ist mir jetzt egal. E-Mails: IMAP. Damit fühle ich mich schon recht sicher. Passieren kann immer was, oder wie es in der IT ausgesprochen wird: Shit happens 😉

    Liebe Grüße

  15. Oh Mann,
    Ein Blogger ohne die Cloud. Risikobereitschaft nenne ich das!

  16. OT
    In der Microsoft Win 7 Werbung geht es ja um ein Familien-Foto. Es gab mal in den Microsoft Labs eine Software, die aus mehreren missglückten Gruppenfotos ein gutes erstellen konnte. Mir fällt der Name nicht mehr ein und die Google-Suche bringt mich auch nicht weiter. Irgendwer eine Idee?

  17. Cloud-Dienste sind klasse 🙂

    Mein Backup landet verschlüsselt im eigenen Amazon S3 Account zusätzlich zum lokalen Backup per Time Machine. Eine Office-Suite habe ich nicht mehr.

    Google Docs reicht mir persönlich für die paar Briefe im Jahr aus und erfüllt seinen Dienst.

    Spotify liefert mir Musik aus dem Netz und wenn ich will, auch lokale auf dem jeweiligen Gerät gespeichert. Zwar etwas umständlich am Anfang, aber es wird Zeit, dass es auch in DE ankommt. Ja, es gibt Simfy. Aber erst mit nem besseren Client.

    Bookmarks liegen bei Delicious bzw. Pinboard.in zum testen. Geshared werden private Bookmarks natürlich nicht. Aber so habe ich sie auch immer griffbereit dabei. Ob auf dem Mobile Device oder im Browser.

    Fotos bei flickr. Kein Premium im Moment. Aber ich kann jeden verstehen, der es „professionell“ benutzt. Keine Limitierung in Bildgröße und Anzahl.

    Dropbox in Verbindung mit Truecrypt oder Knox wenn man sensiblere Daten hat. Perfekt.

    Natürlich verstehe ich die Bedenken bzgl. Datenschutz. Das muss letztendlich jeder für sich entscheiden, wie weit er bei einzelnen Diensten geht und was er tut, um die Daten privat zu halten (Dropbox > Truecrypt bspw.).

    Letztendlich, brauchen tut man sowas alles nicht zwingend. Aber es kann einem das Leben u.U. einfacher machen. (Bsp.: Backup automatisch in die Cloud. Man braucht nicht mehr daran denken die HDD anzustöpseln oder sich Gedanken machen, wenn es brennt. Außerdem kann auch ein Wasserschaden oder Blitzschlag die HDD zerstören. Ohne dass man selbst Schuld daran ist weil man die Adventskerzen hat brennen lassen ;))

  18. @Mark: GROUPSHOT heisst das Ding. Diese Funktion können aber mittlerweile auch andere Programme wie PS Elements usw.

  19. @San:
    „Rennen“, genau das sollen die Wolfsburger endlich mal!

    @Caschy: lässt sich gut lesen, Dein Artikel 🙂

  20. Hat Claudia ihren Hund nicht durch ein Pferd „ersetzt“? 😉

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