Bitkom-Studie: weder Staat noch Wirtschaft haben das Vertrauen der Internet-Nutzer

Ein Jahr nach den Snowden-Enthüllungen ist so gut wie kein Vertrauen mehr in die Datensicherheit im Internet gegeben. Die vom Branchenverband Bitkom in Auftrag gegebene Studie beschäftigt sich genau mit diesem Thema. 1.000 deutsche Internetnutzer wurden befragt, wie sehr sie sich denn von verschiedenen Stellen bedroht fühlen. Die Ergebnisse sind nicht überraschend. Was mich persönlich etwas irritiert: Anscheinend weiß jeder Internet-Nutzer über den Abhör-Skandal Bescheid, dennoch wird kaum jemand wirklich aktiv (abseits eines Mausklicks).

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Die erste Grafik zeigt die Anzahl der Nutzer, die ihre Daten im Internet nicht in sicheren Händen sehen. Diese Zahl stieg stark an, nachdem die Snowden-Enthüllungen ans Licht kamen. Mittlerweile sind 86% der Befragten der Ansicht, dass Daten im Internet unsicher oder völlig unsicher sind. Irgendwie nachvollziehbar, gab es innerhalb der letzten 12 Monate kaum eine Woche, in der es nicht erneut irgendwelche Überwachungs-Enthüllungen oder auch Servereinbrüche gab.

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Auf der zweiten Grafik ist zu sehen, wodurch sich die Internetnutzer bedroht fühlen. Interessant ist hier der Zeitraum zwischen Juli und November 2013. Hier überholten die staatlichen Stellen die Cyber-Kriminellen, aber auch das Misstrauen gegenüber Unternehmen wächst stetig. Lediglich 9% fühlen sich gar nicht bedroht, ein Jahr zuvor waren dies noch 18%.

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Die letzte Grafik gibt Auskunft über das Vertrauen von Internet-Nutzern gegenüber Politik und Wirtschaft, wenn es um die Daten-Sicherheit geht. Dabei wird deutlich, dass die Nutzer den Unternehmen ein Stück mehr Vertrauen schenken, als es gegenüber staatlichen Behörden der Fall ist. 71% der deutschen Nutzer sind der Meinung, dass man dem Staat weniger oder überhaupt nicht vertrauen kann. Gegenüber der Wirtschaft sind es „nur“ 67%, die der Daten-Sicherheit nicht vertrauen.

Was bleibt übrig? Sehr viele Menschen wissen, dass ihre Daten im Netz nicht sicher sind. Dennoch wird kaum etwas dagegen unternommen. Es hat fast den Anschein, als würden sich Internet-Nutzer mit der aktuellen Lage abfinden, sie akzeptieren. Man möchte fast schon von Resignation sprechen. Ein gewisses Misstrauen ist in der Regel nicht verkehrt, wenn man den Diensten, die man täglich nutzt, aber kein Vertrauen aussprechen kann, ist das ein ziemlich trauriger Zustand, der durch Inaktivität sicher nicht verbessert wird.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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12 Kommentare

  1. Die Statistik sollte einen nicht verwundern. Das Misstrauen ist groß, aber die Trägheit noch größer. Man müsste ja im Prinzip Leute dazu zu bewegen sichere Alternativen zu verwenden. Das geht leider aber auch auf Kosten der Einfachheit der Dienste. Bis die letzte Oma vom Lande die sichere Technik versteht (geschweige denn, ob sie überhaupt moderne Technik einsetzt :D) müssen mehr Leute einen dazu animieren.

    Die Unternehmen müssen mehr für die Sicherheit sorgen. Einzelpersonen werden es bestimmt nicht tun.

  2. Okay, das Problem wurde erkannt und nun? Hat jemand eine Lösung, die für jeden funktioniert und sofort abhilfe schafft?
    Ich weis leider keine und meiner Meinung nach wird es auch keine geben.
    Die, die in der Lage sind(Informatiker, Pro-User, Geeks und co) etwas zu ändern, bauen sich entweder eine eigene Lösung auf(die ggf auch unsicher ist oder weniger Funktionen bietet) oder Sie sind zu faul/haben keine Lust/keine Zeit/andere Projekte um etwas zuändern. Der Rest hat so oder so verloren, weil sie von den Diensten abhängig sind……

    Ich meine wer und warum sollte jemand Amazon, ebay, Apple, Google (mit Mail, Kalender, Drive, etc) nachbauen und es „sicherer“ machen? Der Markt/Masse geht sowieso nicht darauf ein, weil sie sich die Migration oder den Aufwand sparen wollen-.-“
    Siehe duckduckgo, pgp, etc……

  3. Autodidaktisch geprägt:
    https://twitter.com/SnowdenAsyl
    Rückmeldungen, Reaktionen spez. aus dem Bereich Hannover gegen „Null“ …

  4. Wie soll man staatlichen Stellen vertrauen, wenn die Kanzlerin ca. 15 Jahre nachdem das Internet ein alltäglicher normaler Lebensbestandteil bei einem Großteil der Bevölkerung geworden ist, es als „Neuland“ bezeichnet?

  5. Namenlos, weil Cookies gelöscht... says:

    Wie bei jeder Statistik, soll beruhigt werden. Nun wissen alle, das die anderen sich auch unsicher fühlen, also folgt die Wartezeit auf die anderen, die es schon machen werden, sich darum kümmern werden. Nachweislich ist es aber nur die (kriminelle) Industrie und der Staat, der sich kümmert. Und sicherlich nicht nach dem Gusto derer, die das Netz nutzen möchten.

    Spannend, dass die Wörter „kriminell“, „Industrie“, „Staat“, heutzutage zumeist im Zusammenhang genannt werden.

  6. @Alexander

    Was meinst du mit hat jemand eine Lösung. Du glaubst doch nicht im Ernst das hier jemand die perfekte Formel für Sicherheit hat.

    Irgendwie zeigt die Studie doch wie Irre die Menschen sind. Auf der einen Seite haben sie Angst auf der anderen Seite macht keiner etwas dagegen.

    Dabei gibt es Lösungen. Nur bedeutet es auch das man sich damit beschäftigt und auch seine Gewohnheiten ändern muss.

    Dazu sind diese verängstigten Menschen aber nicht bereit.

    Ich sag nur Evolution. Wer nicht bereit ist sich anzupassen und sich zu ändern wird überrannt.

    Die Dinos sind ja auch ausgestorben.

    Mal sehen wie es denen ergeht die heute noch durch die Gegend laufen und sagen, von mir aus kann jeder alles lesen was ich schreibe.
    Die NSA hat ja eh schon meine Daten.

  7. Wie es wird nichts getan? Es wird doch ganz reichlich was getan! Wenn es darum geht bei Google Streetmaps zu verstecken und im Google Index unliebsame Einträge verschwinden zu lassen, da ist doch Deutschland ganz groß… Vor NSA und Co. hat man halt nichts zu verbergen…

  8. Die Medien sind aber an der Trägheit mit Schuld. Insbesondere sämtliche Fernsehsender!

    Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern sitzen zuviele Politiker in den Räten. So wird das Thema „Überwachung“ bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ebenso bagatellisiert wie im Bundestag. Das kann man auch prima bei vielen anderen Themen beobachten. Jedenfalls fühle ich mich schon lange nicht mehr neutral informiert von den ÖR. Wenn aber mal eine ordentliche Doku oder Informationssendung läuft, findet man diese wohl eher bei den ÖR, als bei den Privatsendern.

    Die Privatsender haben die Nation eh schon verdummt, und berichten eher auf Bild-Zeitung-Niveau mit einer reißerischen Schlagzeile, nur der Schlagzeile wegen. Diese Sender spielen Informationstechnisch überhaupt keine Rolle in Deutschland.

    Zudem werden immer die gleichen unfähigen Köpfe gewählt. Wie soll sich was ändern, wenn die Neuland-Mutti immer noch Bundeskanzlerin ist? Alternativen fehlen allerdings zugegebenermaßen. Die Piratenpartei ist nicht ernst zu nehmen. Wie soll man eine Partei ernst nehmen, die sich selbst nicht ernst nimmt, und Politik als Kasperletheater versteht? Die dümmlichen Interviews und Fernsehauftritte nach ihren ersten Erfolgen waren dazu mehr als aussagekräftig.

    Die x-te Online-Petition wird wohl auch nichts bringen, weil Online-Petitionen sich bisher als nicht sonderlich effektiv herausgestellt haben. Auch eine Petition auf Bundestag.de ist eher ineffektiv, wenngleich man dort zumindest die Chance hat seine Anliegen bei der richtigen Stelle vorzutragen – genug Mitzeichner vorausgesetzt.

    Es liegt also an jedem selbst, sich und seine Daten zu schützen. Warum das so wenige tun? Weil sie die Überwachung nicht spüren. Wenn man nicht krank ist, geht man ja auch nicht zum Arzt, auch wenn sich manche Krankheit tückisch und eher im Stillen ausbreitet.

    Solange also kein Deutscher in einem schwarzen Van von irgendwelchen Anzugtypen mit Sonnenbrillen verschleppt wird, wird auch nichts passieren. Und selbst dann waren es wahrscheinlich nur die „Men in Black“.

  9. An GrrrBrr:
    Leider konnte ich einen Quellenhinweis nicht unterbringen:
    https://twitter.com/SnowdenAsyl/status/474560886263541760
    Ich bitte um deine nachträgliche Zustimmung.
    Danke.

  10. @svenp
    Meiner Meinung nach gibt es keine „gute“ Lösung, die einfach, funktional und ausgereift ist. Du hast Recht, dass es x Alternativen gibt. Aber die sind wahrscheinlich für 95% der Leute nicht benutzbar:-(

    @GrrrBrrr
    Schöner Kommentar. Lass uns doch eine Partei gründen:)

  11. @ KChristoph

    Was soll ich denn zustimmen? Das du meine Meinung in dem Punkt teilst, und sie ebenso von dir selbst sein könnte? Jeder logisch denkende Mensch hatte sicher schon ähnliche Gedanken.

  12. @ Alexander

    Ich glaube, ich wäre dir in manchen Ansichten zu radikal. 🙂
    Z.B. hätte ich die amerikanische Botschaft erstmal geschlossen und die Botschafter des Landes verwiesen. Oder werdet ihr gerne von euren angeblichen „Freunden“ belauscht?

    Außerdem müssten wir ein Copyright auf unser Wahlprogramm eintragen lassen, weil die CDU annektiert ja gerne andere Wahlprogramme, um ihre Wähler zu täuschen. Dann könnten wir sie wenigstens wegen eines Copyrightverstoßes dran kriegen. 🙂

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