Ausprobiert: Sennheiser Urbanite XL Wireless

2015-04-27 17.28.12

Druckvoller Bass und präzise Mitten – das waren die beiden Dinge, die beim Sennheiser Urbanite XL Wireless laut Werbung im Mittelpunkt stehen – zumindest akustischer Art. Ich habe mir den Kopfhörer nun einige Tage während meiner Arbeit angehört und glaube, dass ich ein paar Worte über ihn verlieren kann – wobei man natürlich immer sagen muss, dass Audio-Genuss und das eigene Hör-Empfinden sehr subjektiv ist. Bei Interesse sollte man immer selber ausprobieren, ob der Kopfhörer passt, nicht nur in Sachen Sound, sondern auch in Sachen Tragegefühl.

Damit möchte ich dann auch gleich anfangen. Ich selber bevorzuge Over-Ear-Kopfhörer, da ich bemerkt habe, dass mit In-Ear (egal welche) nicht wirklich liegen – und On-Ear-Kopfhörer kann ich auf langen Zugfahrten oder auf Flugreisen nicht tragen. Die drücken einfach nach einer gewissen Zeit auf das Ohr, was ich als unangenehm und nach einer Weile auch als schmerzhaft empfinde.

Der Sennheiser Urbanite XL Wireless ist – wie mein bisheriger „Haupt-Kopfhörer“, der Sennheiser Momentum – ein Over-Ear-Kopfhörer, lässt aber weniger Raum für eure Ohren. Solltet ihr größere Ohren haben, so solltet ihr das Ganze auf jeden Fall ausprobieren. Die Aussparung für eure Ohren ist beim Sennheiser Urbanite XL Wireless rund, hier hätte man vielleicht noch etwas in die Höhe gehen könne, um auch Träger von großen Ohren mehr Platz zu lassen. Ich selber habe keine großen Ohren und hier passt der Sennheiser Urbanite XL Wireless „gerade eben“. Und das merke ich eben nach Stunden des Tragens an meinem rechten Ohr, der obere Bereich des Ohres schreit dann gerade danach, mal den Kopfhörer abzusetzen. Dicker Minuspunkt sagt mein Ohr.

In Sachen Technik hat man beim Sennheiser Urbanite XL Wireless mehrere Optionen. Sicherlich kauft man diesen Kopfhörer, um ihn kabellos zu nutzen. Dieses ist via Bluetooth möglich, Sennheiser setzt hier auf Bluetooth 4.0. Gehört werden kann – je nach Lautstärke – bis zu 25 Stunden und die Standbyzeit beträgt bis zu 15 Tagen. Diese Zeit kann man definitiv erreichen. Interessant für Anwender: Der Kopfhörer lässt sich mit zwei Geräten simultan koppeln, beispielsweise PC und Smartphone. Verbunden wird ganz normal über die Bluetooth-Einstellungen am Smartphone oder Rechner, aber ihr könnt auch NFC als Initiator der Kopplung nutzen – NFC am Smartphone vorausgesetzt.

Wer weiss, dass er lange nicht an den Saft kommt, der sollte allerdings vielleicht das mitgelieferte Kabel nutzen. Dieses Kabel ist nicht nur für die reine Audioübertragung nutzbar, es hat auch eine Fernbedienung und das Mikrofon mit an Bord. Zu den weiteren Dingen, die sich im Lieferumfang befinden: ein microUSB-Kabel, mit denen der Sennheiser Urbanite XL Wireless aufgeladen wird und Beutel aus elastischem Stoff, der zur Aufbewahrung dienen soll.

Hier hätte ich mir – angesichts des ausgerufenen Preises für den Kopfhörer – etwas gewünscht, was mehr wertig ist. Der Sennheiser Momentum kam in einem stabilen Case daher, welches zwar ordentlich Platz wegnimmt, aber gerade unterwegs ist mir dieses doch lieber, als dieser Turnbeutel im Kleinformat, der ein wenig an die Kappe von Ali G. erinnert.

Bei Kopfhörern, die kabellos arbeiten, muss irgendwo der Kontrollmechanismus untergebracht werden. Dieser befindet sich – sofern man den Kopfhörer richtig herum aufsetzt – auf der rechten Seite. Wie bei den Kabelfernbedienungen hat man hier mehrere Optionen. Streiche ich auf der Fläche (dem Touch-Panel) von unten nach oben, so maximiere ich die Lautstärke, ein Streichen von oben nach unten reduziert sie.

Dies funktioniert recht gut, sieht natürlich etwas albern aus, wenn man dies dauerhaft regelt. Ebenso funktioniert das Pausieren oder das Skippen von Tracks über diesen Weg – ein Antippen pausiert den gerade abgespielten Song, ein doppeltes Antippen sorgt dafür, dass zum nächsten Song gesprungen wird. Nutzt ihr den Sennheiser Urbanite XL Wireless nicht am Rechner, sondern am Smartphone, so werden die Bedienelemente auch genutzt, um beispielsweise einen Anruf anzunehmen.

Erweitert wird die Funktion durch eine Sprachausgabe, die Informationen u?ber den aktuellen Status des Kopfho?rers liefert. Gleichzeitig u?berwachen und filtern die Dual-Mikrofone innerhalb der Ohrmuscheln Umgebungsgera?usche heraus und sollen so ordentliche Soundqualität und Stimmwiedergabe ermöglichen.

Verarbeitung und Optik ist natürlich immer eine Sache – während sich über Verarbeitung nur schwer streiten lässt, so ist Optik natürlich Geschmacksache. Rein optisch gefallen mir die Sennheiser Urbanite XL Wireless, die am Bügel eine Symbiose aus Metall und Kunststoff bieten. Was zu hoffen bleibt: die Aufhängungen für die Muscheln als solches sind nicht justierbar. Sie sind aus einem Verbund aus Kunststoffhalterung und Gummiband am Bügel befestigt. Bleibt zu hoffen, dass nach mehreren Jahren der Benutzung der Hörer weiterhin straff justierbar ist. Alles in allem: Optik mag ich, Verarbeitung ist auch gelungen.

Wer nach der Vorstellung der Sennheiser Urbanite XL Wireless der Meinung war, man wurde jetzt in Richtung Bass gehen und damit den Hauptkritikpunkt des Mitbewerbers Beats übernehmen, der wird nach einer Hörsession eines Besseren belehrt. Den Sound empfinde ich persönlich als sehr ausgewogen – wobei ich hier noch einmal auf das subjektive Hörerlebnis hinweise, welches jeder wahrscheinlich anders wahrnimmt.

Ich habe einen relativ schrägen Geschmack, was Musik angeht und so findet sich in meiner Library fast alles, was es an Genres so gibt. Einige Kopfhörer haben das Problem, Nightwish „schön“ wiederzugeben. Hier trifft die elektrische Gitarre auf orchestrale Elemente und so wird der Kopfhörer oftmals bei alten Stücken mit Tarja Turunen noch in den Höhen gefordert (Anspieltipp: Ghost Love Score auf dem Album Once). Doch natürlich musste der Sennheiser Urbanite XL Wireless auch in anderen Genres sein Können zeigen.

In Sachen Hip Hop (und Artverwandtes) wurden die Bässe gut und rund abgeliefert, was bei dieser Musikrichtung natürlich Pflichtprogramm ist. Hierbei fiel auf, dass die Bässe nicht übertrieben wirkten, also nicht künstlich irgendwie hochgepitcht wurden (Anspieltipps: Marteria feat. Peter Fox mit Sekundenschlaf, Kool Savas mit Limit oder auch Antilopen Gang mit Der goldene Presslufthammer). Hörte sich für meine Ohren wirklich gut an. Ebenfalls immer wichtig bei mir: Soundtracks, die oft instrumental glänzen. Daft Punks Tron-Soundtrack ist bei mir unerreicht, aber mittlerweile darf ich auch Hans Zimmers Soundtrack zu Interstellar zu den absoluten Must Haves zählen. Auch hier lieferte der Sennheiser Urbanite XL Wireless ein gutes Gesamt-Klangbild ab. Hier zu erwähnen: auch apt-X-fähige Geräte werden unterstützt, spitze Ohren können ja die Unterschiede hören.

Alles in allem gab der Sennheiser Urbanite XL Wireless bei mir ein gutes Gesamtbild ab. Die 310 Gramm wurden auch nach Stunden auf dem Kopf nicht schwer, der Klang war gut, ausgewogen und zu jedem Genre passend. Die Verarbeitung überzeugt, wenn man davon ausgeht, dass die Ohrmuscheln fest verbunden am Bügel bleiben und nicht ausleiern. Negativ empfinde ich die zu kleinen Aussparungen für die Ohren, wir werden Menschen mit etwas größeren Lauschern zu Trägern von On-Ear-Kopfhörern – obwohl es sich um einen Over-Ear-Kopfhörer handelt.

Hier sollten Interessierte auf jeden Fall vorab irgendwo den Kopfhörer aufsetzen, der Tragekomfort ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt beim Kauf eines Kopfhörers. Auch aus Gründen des Preises ist ein Vergleich sehr wichtig – mit derzeit 279 Euro liegt der Sennheiser Urbanite XL Wireless schon in der preislichen Oberklasse. Objektiv kann ich den Kopfhörer empfehlen, subjektiv für meine Ohren festhalten, dass er aufgrund der geringen Grundgröße nichts für viele Stunden ist.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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7 Kommentare

  1. Ein schöner Test, grade mit den Liedbeispielen kann man den Geschmack schön einschätzen und weiß welche Passagen für den Test gemeint sind.

    Hab mir selber grad erst ein gebrauchtes Nokia BH 905 geschossen, eins der ersten Headsets mit aktiver Geräuschunterdrückung und bin hin und weg (Lindsey Stirling – Elements ist hier mein Test)

  2. So beliebt (und langsam nervtötend) das Wort „wertig“ im Moment auch sein mag, „hochwertiger“ ist irgendwie doch weniger dadaistisch als „mehr wertig“.

  3. @maltw: Jupp genau 15 besser tut er das auch.

  4. Danke für diesen Testbericht! Hat dazu geführt, das ich das Teil jetzt erst probegehört und danach gekauft habe.

    Einziges – konstruktionsbedingtes – Manko, das mir aufgefallen ist, ist das er nach einer halben Stunde Dauertragen ein gewisses Tropenklima um das Ohr herum aufbaut. 😉

  5. @Deadlock 78: Das habe ich nicht bemerkt – aber ich war auch nicht in der direkten Sonne unterwegs.

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