Apple: wieder Kritik an Arbeitsbedingungen bei Zulieferern

Wohl kein Unternehmen der Tech-Branche wird so beäugt, wie Apple. Egal was es ist, Apple ist immer für eine Schlagzeile gut. In der Vergangenheit war Apple oft im Fokus der Medien, da der Zulieferer Foxconn seine Arbeiter wohl nicht so behandelte, wie es hätte sein sollen. Kinderarbeit, massig Überstunden und Co, Leser dieses Blogs kennen die Geschichte.

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Apple nahm die damalige Kritik sehr ernst, untersuchte die Vorwürfe und änderte etwas. Nun wieder neue Vorwürfe durch China Labor Watch (CLW). Ein Report, der nächste Woche veröffentlicht werden soll, spricht von noch schlimmeren Bedingungen als früher. Warum die erneute Kritik? Apple lässt laut Report nicht nur bei Foxconn fertigen, sondern auch bei Pegatron, dort soll es günstiger sein – aber auch eben schlimmer in Sachen Arbeitsbedingungen.

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Pegatron wurde übrigens 2008 als eigene Firma aus ASUStek (ASUS) ausgegliedert und ist neben Foxconn einer der größten Zulieferer. Im Geschäftsbereich mit dem Markennamen ASUS fertigt man Tablets, Notebooks, Komplettsysteme und PC-Bauteile für Endkunden, die Sparte Pegatron ist für das OEM-Geschäft zuständig. Der Spiegel berichtet, dass in den Fabriken systematisch gegen chinesisches Arbeitsrecht verstoßen werde, mehr als 10.000 Schüler und Studenten würden unter teils gefährlichen Umständen arbeiten. Weiterhin ist von Schichten mit 12 Stunden die Rede und gut und gerne 80 Überstunden pro Monat.

Für das Unternehmen Apple ist es natürlich schlecht, dass es immer als schlechtes Beispiel dienen muss, da auch andere Hersteller versuchen möglichst günstig zu produzieren. Für die mediale Aufmerksamkeit ist dies natürlich positiv zu bewerten, da so vielleicht auch etwas geändert wird. Oder habt ihr etwa mitbekommen, dass im Mai 2013 ein „Kinder-Arbeiter“ von ASUS, der sich als volljährig ausgab,starb? Nicht? Habe ich mir gedacht, ich nämlich auch nicht.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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12 Kommentare

  1. Thomas Baumann says:

    „Für das Unternehmen Apple ist es natürlich schlecht, dass es immer als schlechtes Beispiel dienen muss, da auch andere Hersteller versuchen möglichst günstig zu produzieren.“

    Also mal kurz zusammen gefasst. Die Produkte von Apple kauft sich garantiert keine einzige Person weil die preislich so attraktiv sind. Ganz im Gegenteil. Im Vergleich sind die Geräte gegenüber Vergleichbaren deutlich teurer. Warum also nicht einfach mal an vernünftigen Orten produzieren lassen? Selber mal nach den Bedienungen schauen?

  2. „Warum also nicht einfach mal an vernünftigen Orten produzieren lassen? Selber mal nach den Bedienungen schauen?“ (Thomas Baumann)

    Weil dann die Marge sinkt?

  3. monkeyous says:

    @Thomas Baumann: Die Kosten eines Produkts für den Hersteller und dessen Verkaufspreis haben nichts miteinander zu tun.

    Solange Leute nicht im großen Stil ihre Kaufentscheidung von den Arbeitsbedingungen bei der Herstellung abhängig machen, hat jedes Unternehmen, welches wesentlich mehr darauf achtet als alle anderen einen Wettbewerbsnachteil und jedes, welches dagegen verstößt einen Vorteil. Damit meine ich nicht Apple, sondern tatsächlich die Hersteller. Solange der chinesische Staat so etwas zulässt, wird es auch gemacht. Die Verantwortung dafür liegt nicht im Wesentlichen bei Apple, sondern vielmehr bei den Herstellern. Das ist so, weil hier auch die Autorität liegt etwas zu ändern. Ich denke Apple kann hier nur begrenzt mitreden und trägt daher auch wirklich nur begrenzt Verantwortung. Ich finde es wichtig, dass das klar wird. Wenn wir die Verantwortung immer bei den Falschen suchen hilft das niemandem weiter.

  4. Florian S. says:

    Alles nichts Neues. Ich denke jeder halbwegs aufgeklärte Mensch sollte sich doch heute im klaren darüber sein, wie die Arbeitsbedingungen in diesen Ländern aussehen, die unter den gegebenen Konditionen schon immer so waren und immer so sein werden, und dass dies nicht nur Apple betrifft. Wobei die Endfertigung ja nur die Spitze des Eisberges ist. Über die Arbeitsbedingungen bei der Rohstoffgewinnung (Stichwort Zinn und seltene Erden), bei der effektiv Menschen sterben als nur ausgebeutet zu werden, darüber spricht seltsamerweise nie jemand. Das Schlimmste an der Geschichte ist aber leider immer noch der Konsument, das mächtigste Glied in der Kette, der es eigentlich in der Hand hätte für Veränderung zu sorgen. Interessiert schlicht aber keinen, was die eigentliche Tragödie ist.

  5. Doof, wenn man betrügt wie alle anderen. Richtig richtig doof ist, wenn man der größte Fisch der Bande ist, vermutlich auch noch mit die größten Gewinnmargen hat und es trotzdem nicht schafft, das ganze so zu vertuschen, wie alle anderen Kriminellen auch.

    Mal ehrlich, ALLE Hersteller gehen gegen solche Arbeitsbedingungen eher halbherzig vor, außer vielleicht Fairphone. Auch so sympathische kleine Buden wie Geeksphone, oder in absehbarer Zukunft wohl auch Jolla und Ubuntu/Canonical. Dadurch wird aber nicht besser, was Apple macht. Und der hohe Output bedingt mehr Arbeiter ergo auch mehr Schuld bei Apple, im Vergleich etwa zu Geeksphone. Wobei diese natürlich auch nicht anders agieren würden als der Apfel jetzt.
    Pegatron, Foxconn, oder die alle heißen, ganz egal. Ich behaupte einfach mal: Bei den Gewinnmargen könnten die großen Hersteller alle in den USA, Osteuropa, ihren Heimatländern produzieren. Oder eben zu fairen Bedingungen in China. Es gibt zwei Möglichkeiten das zu erreichen: Per Gesetz oder Konsumentenentscheid.Beides leider unwahrscheinlich.

  6. @monkeyous

    Da haben wir aber nur ein „der stärkere gewinnt“ und das ist nicht wirklich schön. Und gerade Apple punktet ja eben nicht über den „günstigen“ Preis, die sind eigentlich die teuersten. Daher kann man eigentlich auch erwarten das der Unternehmer soziale Verantwortung übernimmt und nicht alles auf den Konsumenten abwälzen. Wobei der eh nur begrenzten Einfluss hat. Friss oder Stirb ist da die Devise.

    Bei einem Unternehmen das gut 100Millarden Barreserven hat, sieht man halt nicht gerne drüber hinweg. Sie könnten es sich ja leisten. Bei einem unternehmen kurz vor der Pleite würde man da vielleicht eher nen Auge zudrücken.

    So läuft halt das Spiel, wenn ich bei der Steuererklärung bei den Km fusche sagt keiner was, macht ja jeder. Fuscht ein Hoeneß in millionen höhe steppt der Bär.

  7. @ FlyingT

    a) Du verstehst nicht was monkeyous oben schreibt.

    b) Andere Unternehmen haben Produkte in der selben Preisklasse und sogar deutlich drüber. Gilt für Telefone und Notebooks.

    c) http://www.apple.com/supplierresponsibility/reports.html
    Zeig mir Ähnliches von anderen Herstellern.

  8. „Solange der chinesische Staat so etwas zulässt, wird es auch gemacht. Die Verantwortung dafür liegt nicht im Wesentlichen bei Apple, sondern vielmehr bei den Herstellern.“

    Interessante Sichtweise. Schliesslich kann Apple ja ausschliesslich nur in China produzieren. Eine Produktion im eigenen Land oder auch anderen Ländern wäre ja abwegig. Da würde Apple ja sofort am Betteltuch nagen…

    „c) http://www.apple.com/supplierresponsibility/reports.html
    Zeig mir Ähnliches von anderen Herstellern.“

    Vielleicht nicht von anderen Herstellern…aber mir fällt da spontan die Redewendung „Niemand hat vor, eine Mauer zu errichten“ ein. Hatte ja damals auch absoluten Wahrheitsgehalt. Die sagen das, also MUSS das stimmen…
    …und dann war da noch die Zahnfee und der Weihnachtsmann…

  9. Natürlich nahm Apple die damalige Kritik sehr ernst. Der Verlust des guten Rufes kann ja auch Milliarden kosten. Wie ernst sie es wirklich nahmen, kommt ja jetzt mit dem Report von CLW auf den Tisch. Sie hielten es nicht einmal für notwendig, sich um einen Zulieferer zu kümmern, der gerade nicht im Licht der Öffentlichkeit steht.
    BTW: Ein Anbieter wie Apple hätte Wettbewerbsnachteile, wenn er nen Euro mehr pro völlig überteuerter Wegwerfelektronikeinheit an den Hersteller zahlen würde?
    Das ist ja sowas von lächerlich. Es geht ums Verrecken nur um den Shareholder Value.
    Auf der Strecke bleibt die Menschlichkeit und die Umwelt.

  10. Damit wir uns jedes Jahr unser Smartphone leisten können leiden und sterben Menschen. That’s fact! Deal with it!

  11. monkeyous says:

    @ FlyingT:
    Du hast mich wirklich falsch verstanden.

    @TexMan:
    Ich sage das, weil die Hersteller jemand anderen finden für den sie produzieren. Wenn es Apple nicht macht, macht es ein anderer. Apple ist nicht Ursache des Problems. Wir reden aber immer nur über Apple und Samsung. Die eigentlichen Verantwortlichen rücken dadurch aus dem Fokus und genau das kritisiere ich.

    Natürlich sollte man darauf drängen, dass diejenigen Firmen, die in Ländern wie China produzieren lassen, ein starkes Interesse an den Arbeitsbedingungen dort zeigen. Ich behaupte aber auch, dass sich das viele Leute zu leicht vorstellen.

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