Apple Music: Taylor Swift zieht Album „1989“ aus dem Katalog

Kaum ein Musik-Streaming-Dienst schlug bislang solche Wellen wie Apple Music. Und das, obwohl es den Service offiziell noch gar nicht gibt. Dass Apples Musikdienst wohl nicht das Rad neu erfunden hat, darüber sind wir uns wohl alle einig. Die Diskussion gab es in den letzten Wochen zuhauf und dürfte uns allen zu den Ohren rauskommen. Dennoch kann ich mir einen kleinen persönlichen Kommentar nicht nehmen lassen.

Apple Music

Was aktuell jedoch eher für Unruhen sorgt, ist das Angebot seitens Apple, den Musikdienst für die ersten drei Monate kostenlos jedem Nutzer zur Verfügung zu stellen. Dies ruft bei Künstlern und Musikverbänden, die Einbußen befürchten, natürlich leichtes Unbehagen hervor.

Jedenfalls ist die neueste Apple Music-Verneinerin ist eine alte Bekannte: Taylor Swift. Die junge Pop-Diva hatte sich ja bereits im letzten Jahr öffentlich über die Streaming-Maschinerie beklagt und zog ihre Alben komplett aus dem Musikkatalog von Spotify ab, was ein Riesengeschrei nach sich zog.

Dass die legendäre Band Radiohead diesen Schritt bereits vor über zwei Jahren gegangen ist und seither nur noch Alben der alten Labels bei Spotify aufzufinden sind, lasse ich hier einfach mal als persönliche Randnotiz stehen. Die Prioritäten liegen eher woanders und die Populärmusik hat halt nach wie vor das größere mediale Sprachrohr. Und wenn Taylor Swift sagt, Spotify und Co. seien böse, dann ist ihr Wort offenbar gewichtiger als das von Thom Yorke.

Das Frollein Swift hat sich nun ebenfalls dazu entschlossen, ihr Album „1989“ nicht bei Apple Music zum Streamen anzubieten. Dabei schlägt sie jedoch einen versöhnlicheren Ton an, als man in Bezug zu Spotify im vergangenen Jahr noch zwischen den Zeilen lesen konnte. Klar, denn iTunes ist halt eine der größten Absatz-Plattformen für die junge Künstlerin und man will es sich ja anscheinend nicht gänzlich mit Apple verscherzen.

Doch unter dem Strich der Rede Swifts wird klar, dass die Dame wie auch schon andere Künstler zuvor keinen persönlichen Groll gegen Apple und deren Musikdienst hegt, sondern sie sich vielmehr für andere Künstler, Produzenten und Songwriter stark machen möchte. Denn wie auch bereits andere im Vorfeld kritisiert haben, hat Apple nicht vor während der dreimonatigen Testphase für Kunden irgendwelche Tantiemen abzudrücken.

Diese Aussage deckt sich auch mit dem zuletzt an Apple verschickten, offenen Brief des Verbandes unabhängiger Musikunternehmen e.V., in dem man ebenfalls das Ausbleiben von Geldern während der geplanten dreimonatigen Testphase beklagt:

[color-box color=“gray“ rounded=“1″]“Your plan not to compensate independent labels during the three-month trial period leads to the assumption that you don´t respect the music of independent artists or the work their partners do. It is obvious that this will reduce the overall income for independent artists and labels significantly at a time when many depend on every cent for survival.“[/color-box]

Swift beteuert in ihrer Rede an Apple, dass es hierbei nicht um sie ginge oder um das Beklagen von verwöhnten Künstlern. Es sei einfach über den langen Zeitraum unfair gegenüber jedem, der in den Prozess des Musikmachens involviert ist. Sie lässt Apple und sich selbst noch die Tür offen und sagt, sie hoffe irgendwann dazustoßen zu können, sobald Apple faire Bedingungen zu schaffen.

Um weiter zu beschwichtigen sagt Taylor Swift außerdem, dass sie der Meinung ist, dass Apple in der Lage sei das Streaming-Modell richtig anzupacken, doch eben nicht unter diesen Umständen. Denn schließlich würde man von Apple auch keine kostenlosen iPhones verlangen, daher solle man die Künstler auch nicht bitten ihre Musik ohne Wertersatz anzubieten.

Update 22. Juni 08:00 Uhr: Apple zahlt nun doch.

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31 Kommentare

  1. Studiosus says:

    Wenn Apple schon eine Tetsphase anbieten will, dann doch bitte auf eigene Kosten und nicht auf Kosten der Musiker!

  2. Ja Studiosus ganz schlimm was da auf Kosten der Musiker passiert. Verdienen Sie nur noch 1 Millionen die Woche statt 2 Millionen. Wer bezahlt da das Boot, die Villa oder den Privat-Jet? Die Musiker die genug haben bekommen immer mehr und die bekannt werden wollen merken die drei Monate eh nicht!

  3. plantoschka says:

    Ich kann Taylor Swift verstehen. Andererseits lockt Apple mit der kostenlosen Testphase Millionen Nutzer in ein reines Paid Modell. D.h. am Ende profitieren die Künstler davon wenn im Monat 4, 50 Millionen Kunden bei Apple zahlen.
    Apple könnte die kosten für 3 Monate locker zahlen. Allerdings wäre das nicht gut für den Wettbewerb, da sich eie Konkurenz sowas nicht wirklich leisten kann.

  4. „Versöhnlicher Ton“? Pascal, vielleicht ist Dir ihr Unterton entgangen. Sie schreibt außerdem über Apple Music:“ I find it to be shocking, disappointing“.

  5. Kann sie nicht richtig arbeiten und kellnern gehen, wie andere verhinderte oder verkannte „Künstler“ auch? Peter Gabriel ist damals auch nicht verhungert, obwohl jeder aus dem Bekanntenkreis nur eine Cassettenkopie meiner Genesis-Schallplatten hatte.

  6. Guter Kommentar.
    Auch scheint mir der Weg, denn Taylor Swift da geht und kommuniziert, ein guter Kompromiss.
    Die großen Labels würden sich einen solchen Schritt sicher nicht trauen zu gehen, da sie an JEDEM verkauften Song der bei ihnen unter Vertrag stehenden Künstlern verdienen. Nur eben mit noch weniger Risiko, als die Interpreten.

  7. @Orbis: Ansichtssache. Aber wenn man mehrmals in einem Beitrag Sätze wie „I hope that soon I can join them in the progression towards a streaming model that seems fair to those who create this music.“ oder „I say this with love…“, „We know how astronomically successful Apple has been and we know that this incredible company…“ und so weiter und so fort ablässt. betreibt mit allen Mitteln Beschwichtigung.

    Apple ist halt mit iTunes die Großmacht im kommerziellen digitalen Musikbereich. Und so oft, wie da drin „Bitte, bitte, liebes Apple, seid nicht böse auf mich!“ steht, ist das für mich nichts weiter als den Riesen zu besänftigen. Klar findet sie das alles schockierend, aber mit vergleichsweise kleiner, ängstlicher Stimme.

  8. Apple schadet damit vor allem den weniger prominenten Musikern, und mit denen solidarisiert sich Taylor Swift eben jetzt.

    Apple hat übrigens der US-Band Brian Jonestown Massacre damit gedroht, das komplette Repertoire der Band aus seinem iTunes-Download-Store zu entfernen, sollte die Band den Streaming-Vertragsbedingungen nicht zustimmen. „Das größte Unternehmen der Welt will meine Arbeit drei Monate lang nutzen, ohne mir etwas dafür zu bezahlen“, twitterte der Musiker erbost:

    „The biggest company on earth wants to use my work to make money for 3 months and pay me nothing – of I say no,I’m banned“ (@antonnewcombe)

  9. Na ja, mal gucken, was da noch passiert.
    Jetzt ein Fass aufmachen und in die Medien kommen, dann den Ersten Schwung Anmeldungen bei Apple Music abwarten und wenn die Anzahl Anmeldungen (mit 3-monatiger Testphase) abnimmt, mitmachen und wieder in die Medien kommen. Taylor Swift beschäftigt sicher Heerscharen an PR-Beratern..

  10. Deshalb hat Apple auch noch keine Verträge mit den Independent-Labels. Nirgends. Weder mit den amerikanischen, noch mit den europäischen. Sowohl die europäischen Labels auch auch die amerikanischen wollen sich nicht auf Kosten der Künstler ausnutzen lassen. Schon gar nicht von der Gier der reichsten Firma der Welt.

    Und selbst Mainstream-Pop wie z.B. Adele ist noch nicht drin, und es ist fraglich, ob sie noch reinkommt.

  11. Nur so als Hinweis, nicht jeder Musiker verdient Millionen, gerade Independent Musiker, Jazz und Klassik verdienen nicht mehr als der Durchschnitt, viele haben nebenbei noch einen anderen Job, gerade für diese Musiker sind 3 Monate Tantiemen Ausfall ein Dolchstoss. In diesem Zusammenhang finde ich es gut, das Taylor Swift ihre Prominenz nutz und auf Apples unfaires verhalten aufmerksam macht.

  12. Das Verhalten von Apple ist nicht nur unfair, sondern arrogant und asozial.

    Das zeigt sich ja auch z.B. beim Nicht-Zahlen von Steuern und den Arbeitsbedingungen bei der Billigproduktion in China.

    Diese Geschäftspolitik sollte nicht noch weiter unterstützt sondern boykottiert werden.

  13. Der Wettbewerb unter Musikern ist extrem hart. Klar. So ist das. Aber jeder hat die freie Wahl welchen Beruf er wählt. Jeder Musiker kann auch wählen ob er seine Musik bei Apple Music, Spotify und den ganzen anderen Streaming Diensten reinstellt.

    Jeder Musiker hat die Wahl sich seine CDs pressen zu lassen und diese zu verkaufen.

    Wenn die sich den verkaufen lassen. Ich weiß ist schwer.

    Das Problem liegt woanders und nicht bei den drei Monaten Testphase.

    Die Kids haben keine Kohle um sich Alben zu kaufen. Die nutzen aus Gründen einen Youtube Link und ziehen sich die mp3 direkt auf das Telefon.

    Jeder Veröffentlichung findet man im Netz. Innerhalb von Minuten nach Veröffentlichung.

    Die Entwertung von Musik ist das Problem neben den geringeren Einkommen. Vielleicht geht das beides auch Hand in Hand.

    Die drei Monate sind nicht das Problem.

    Spotify zahlt pro Stream von 0.000199923325 USD bis zu 0.018992715838 USD.

    Wer als Independent Künstler noch bei einem Verlag unter Vertrag steht führt von diesen Beträgen noch bis zu 60% an den Verlag ab.

    Je nach Vertrag verdient auch noch das Label an diesen Streaming Einnahmen.

    Taylor Swift macht PR. Sonst nichts.

  14. DragonHunter says:

    @Theo: Da nehmen sich viele Unternehmen mal rein gar nix… Um Steuern drücken? Machen sie doch fast alle… oder wieso meinst du sind rund 200.000 US-Unternehmen in einem kleinen Haus in Delaware angesiedelt?
    Billig in China produzieren? Welcher Weltkonzern macht das nicht?

    Kack nicht Apple an, kack die Geldgeilheit im Allgemeinen an…

    btt:
    Naja, ich kann die junge Dame verstehen; 3 Monate für umsonst würd ich auch nicht arbeiten wollen.
    Das Geheule „Soll sich nicht so anstellen“ find ich daneben… Es ist doch kein Geheimnis, dass nicht der Künstler am meisten an CD- und Download-Käufen verdient, sondern das Label und das Management.
    Aber Hut ab, dass sie sich mal ein Herz für die Kleineren nimmt und für sie spricht, wenn sie es selbst tun würden, würde wohl keiner hinhören („Sollen sich nicht so anstellen“)

  15. Sonst heulen die Bands rum, dass sie sich durch Spotify gerade mal zwei Rollen Toilettenpapier leisten können und jetzt soll sie drei Monate Streamingausfall für eine höhere Beteiligung ins Unglück stürzen. Taylor Swift ist nicht solidarisch, sie weiß einfach ganz genau, dass sie mit Downloads immer mehr Geld verdienen wird als mit Streaming. Bevor sich nicht auf breiter Front durchgesetzt hat, ist es halt ökonomischer Unfug. Vor allem, wenn man Taylor Swift heißt und sich die Bekanntheit nicht erst noch aufbauen muss. Taylor Swift kann auch jederzeit wieder bei Apple einsteigen und wird sicher trotzdem die 70 Prozent plus x Beteiligung bekommen, weil sie Taylo Swift ist. Für sie gibt es tatsächlich keinen Grund von Anfang an dabei zu sein.

  16. Einerseits kann ich es nachvollziehen. Ich hätte auch keine Lust, auch nur einen Finger für lau krumm zu machen. Musik ist Business, deshalb zählt für mich das „die hat doch schon genug Kohle“-Argument nicht. Wenn ich mir ihre Musik anhöre, dann soll sie dafür auch Geld bekommen. Egal, ob sie nun 100, 200 oder 500 Millionen auf dem Konto hat.

    Allerdings sollte Taylor Swift doch ein Interesse daran haben, dass möglicht viele Nutzer Apple Music nutzen. Zumindest die Leute, die schon jetzt Musik streamen. Schließlich zahlt Apple mehr Geld an die Künstler, als Spotify und Co.
    Klar, mit CD-Verkäufen oder klassischen Downloads kann sie natürlich am meisten Geld machen.

    Scheinbar scheint ihre Einstellung aber auch nicht dafür zu sorgen, dass sich die Leute das Album einfach illegal herunterladen. „1989“ hat, soweit ich mich erinnere, ziemlich rekordverdächtige Verkaufszahlen erreicht. Das wundert mich dann doch.

  17. Viel Blabla um nix. Wir reden hier nicht um kostenlos verschenkte MP3s, die dann die Verkaufsumsätze der Labels und damit die Einkommen der Künstler schmälern, sondern um testweise kostenlose Nutzung, die zeitlich limitiert ist.

    Mit dem Argument der meckernden Künstler müsste man allen Radiosendern das Abspielen von Musik verbieten. Da bekommen sie auch fast nix dafür und Milliarden Menschen hören unbefristet diese Songs kostenlos im Radio.

    In Wirklichkeit wird Apple Musik die Einnahmen der Künstler steigern. Weil Apple nach den 3 Monaten (dann also dauerhaft) mehr zahlt als die Konkurrenz und weil Apple in der Lage ist, viel viel mehr Nutzer zu generieren, als das die Konkurrenz bisher konnte. In der Summe ist´s also mehr.

    Wenn aus Sicht der Künstler etwas zu kritisieren ist, dann Streaming an sich. Denn das lässt insgesamt die Tonträger-Verkäufe und Downloads weiter sinken. Aber auch daran haben mehr die Labels, als die Künstler verdient. Geld machen Bands heutzutage vor allem mit Konzerten. Aber die sind nur voll, wenn die eigenen Songs über Radio, Youtube, Streaming und Music Stores bekannt wurden. Die unlukrativen Vertriebswege sind also vor allem Marketing. Aber mal ehrlich – welche Autor verdient nennenswert mit Büchern? Sehr wenige. Reich werden sie nur, wenn sie sich einen Namen machten und ggf. Filmrechte verkaufen konnten. Bestseller gibt es bei Büchern so selten wie bei Musiktiteln, nur dass man ein Buch nicht mal eben in 1-2 Tagen schreibt. Im Vergleich zu anderen Künstlern haben die bei Apple gelisteten Musiker also wenig Grund zu klagen. Aber mann kann es ja mal versuchen…

  18. Die dicke Kohle wird heutzutage sowieso fast ausschließlich auf Live Konzerten gemacht und nicht mit dem Verkauf von Platten. Wer meint auf Plattform wie Spotify oder Apple Music Connect verzichten zu können um die Leute zu motivieren bis zu 120€ für Karten auszugeben wird irgendwann die Quittung bekommen.

  19. Eddy Cue hat gerade auf Twitter bekannte gegeben, dass Apple auch in den ersten drei Monaten an die Rechteinhaber auszahlen wird. Taylor Swift hat’s an ihre 60 Mio Follower retweeted. Win-Win für beide Parteien. (und klingt alles ein bisschen nach abgesprochenem Spiel)

  20. simons700 says:

    Das mit der Testphase is unfassbar!
    Und die Künstler kuschen natürlich weil sie itunes als Vertriebsweg nicht verlieren wollen.
    Das ganze ist ausnutzung der Marktposition par excellence.
    Und MS wird verklagt weil sie auf ihrem eigenen Betriebssystem ihren eigenen kostenlosen Browser vorinstalliert haben

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